Mehrweg-Boykott von Burger King, Starbucks und Co.

Mehr Müll in der Corona-Krise

21.08.2020 - Deutschland

Nur Shell beteiligt sich als großes Unternehmen bundesweit an einem Mehrwegbechersystem - Mehrwegsysteme mit Pfand und Befüllung kundeneigener Behältnisse sind auch während der Corona-Krise umsetzbar, schützen das Klima und vermeiden Abfall - Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss Unternehmen mit Einweg-Abgabe und verbindlicher Mehrwegquote zum Umstieg auf Mehrweg verpflichten

Sascha Krautz / DUH

Kaum eine der großen Gastronomieketten in Deutschland beteiligt sich an einem Mehrwegsystem für Kaffee oder Speisen zum Mitnehmen. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 65 der größten Gastronomie-, Bäckerei- und Tankstellenunternehmen. Bundesweit agierende Anbieter von Mehrwegsystemen für Kaffeebecher und Essensboxen stehen Gastronomen für eine Beteiligung längst zur Verfügung und schützen so die Umwelt und das Klima. Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss die Unternehmen deshalb mit einer verbindlichen Mehrwegquote und Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einwegbecher und -Essensboxen zum Umstieg verpflichten.

Als einziges großes Unternehmen setzt Shell in rund 1.200 Tankstellenfilialen auf ein bundesweites Mehrwegbechersystem mit Pfand. Nur fünf Ketten gaben als Antwort auf die DUH-Umfrage an, während der bisherigen Corona-Pandemie weiterhin Mehrwegbecher zu befüllen - obwohl der Lebensmittelverband Deutschland dies ausdrücklich für problemlos umsetzbar hält. Auf Einwegverpackungen setzen beispielsweise die Brezelbäckerei Ditsch, der Tankstellenbetreiber Total Deutschland oder die Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken. Das Desinteresse der befragten Unternehmen an Klima- und Ressourcenschutz zeigt sich auch daran, dass nur 17 der kontaktierten 65 Unternehmen trotz mehrfacher Nachfrage überhaupt auf die Umfrage geantwortet haben.

"Große Kaffee- und Fast-Food-Ketten wie Starbucks, Burger King oder McDonald's gehören zu den Hauptverantwortlichen für die massiv wachsenden Einweg-Müllberge während der Corona-Krise. Unsere Umfrage und eigene Stichproben zeigen, dass die großen Gastronomieunternehmen weitgehend am bisherigen Wegwerfmodell festhalten, anstatt auf umweltfreundliches Mehrweg zu setzen. Die Zeit für Einwegmüll oder halbherzige Pilotprojekte ist längst vorbei: Wir brauchen jetzt bundesweite Mehrwegsysteme für Becher und Essensboxen. Da die Gastronomiebranche aber offenkundig nicht Willens ist, ein solches Mehrwegsystem aufzubauen oder sich an bestehenden Systemen zu beteiligen, muss Bundesumweltministerin Svenja Schulze sie dazu verpflichten", fordert die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Vor allem aufgrund des gestiegenen Außer-Haus-Konsums von Speisen und Getränken durch die Corona-Beschränkungen sind im März und April 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum elf Prozent mehr Verpackungsmüll angefallen. Bereits vor der Corona-Krise gab es in Deutschland jährlich 28.000 Tonnen Müll durch Einwegbecher für Heißgetränke sowie 155.000 Tonnen Müll durch Einweg-Essensbehälter. Pro Stunde entspricht dies etwa 320.000 verbrauchten Einwegbechern sowie rund 800.000 Einwegessensboxen, -Tellern und -Schalen.

"Die Corona-Krise darf keine Ausrede dafür sein, die Umwelt weiter mit to-go-Verpackungen zu vermüllen. Bereits im März hat der Lebensmittelverband Deutschland klargestellt, dass die Befüllung kundeneigener Mehrwegbecher und -Essensboxen sowie die Nutzung von Mehrweg-Pfandsystemen nicht im Widerspruch zu einem effektiven Infektionsschutz stehen", sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Auch die Lebensmittelhygieneverordnung verbietet eine Befüllung mitgebrachter Mehrwegbehältnisse ausdrücklich nicht.

Durch ihre vielfache Wiederverwendung sparen Mehrwegbecher und -boxen CO2-Emissionen ein und reduzieren Abfall. Mittlerweile bieten Systemdienstleister wie Recup, Faircup, Vytal oder Recircle sowohl für Kaffee als auch für Speisen überregional Mehrwegverpackungen mit Pfand an. Sie können unkompliziert bei am Mehrwegsystem teilnehmenden Filialen zurückgegeben werden. Diese sogenannten Pool-Systeme entlasten die Umwelt in besonders effizienter Weise und sind außerdem sehr verbraucherfreundlich. Je dichter das Rückgabenetz ist, desto größer werden die Vorteile und die Kundenakzeptanz.

"Im Gegensatz zu den großen Ketten nutzen viele kleine Cafés, Bäckereien und Imbisse bereits Mehrwegsysteme, um Verpackungsmüll zu vermeiden. Für ein bundesweit funktionierendes Mehrwegsystem müssen sich aber endlich auch große Ketten wie Starbucks, Burger King, Kentucky Fried Chicken oder Subway beteiligen", fordert Fischer.

Die Aktivitäten der DUH zur Vermeidung von Coffee-to-go-Bechern werden ermöglicht und gefördert durch die Stiftung Naturschutz Berlin aus Mitteln des Förderfonds Trenntstadt-Berlin.

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