Pfandsysteme europaweit auf dem Vormarsch
Bleibt Österreich Nachzügler beim Pfand-Trend?
GLOBAL 2000
„Pfandsysteme sind nicht ohne Grund in ganz Europa auf dem Vormarsch – es ist das wirksamste Mittel gegen die Naturverschmutzung durch Getränkegebinde, erzielt ein qualitativ hochwertiges Recycling und schafft gleiche Ausgangsbedingungen für ressourcenschonende Mehrwegsysteme. Damit Österreich kein Nachzügler bleibt, müssen wir endlich beim Pfand-Trend mitziehen", so Lena Steger, Ressourcensprecherin von GLOBAL 2000.
Europäische Länder weisen Pfad zu mehr Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft
In Europa haben bereits viele Länder erkannt, dass eine rasche Einführung des Pfandsystems sinnvoll ist. Malta wird bereits nächstes Jahr ein Pfandsystem umsetzen. Im Jahr 2022 folgen dem Beispiel dann eine ganze Reihe an neuen Pfandländern. Schottland, Portugal, Lettland, Irland, Weißrussland, Rumänien und voraussichtlich auch die Türkei werden in diesem Jahr das Pfandsystem einführen. Gerade kürzlich hat der rumänische Umweltminister den Regierungsbeschluss zum Pfandsystem vorgestellt. Auch unsere slowakischen Nachbarn haben im September beschlossen, dass das Pfandsystem ab 1. Jänner 2022 umgesetzt wird. In Belgien wurde Ende September bekannt gegeben, dass im Koalitionsvertrag die Möglichkeit vorgesehen ist, dass ein Pfandsystem in Verbindung mit der Verpackungssteuer eingeführt werden kann.
Andere Länder, die bereits Pfand auf einige Getränkeverpackungen erheben, haben die Sinnhaftigkeit und Vorzüge erkannt und weiten die bestehenden Pfandsysteme weiter aus. So haben die Niederlande heuer im Frühjahr beschlossen, dass nicht mehr nur Plastikflaschen mit mehr als 1L Fassvolumen vom Pfandsystem abgedeckt sind. Ab 1. Juli 2021 werden nach jahrzehntelangem Widerstand der Industrie auch kleine Pflastikflaschen bepfandet sein. Auch Deutschland diskutiert derzeit, ob das bestehende Pfandsystem weiter ergänzt wird. Dort ist gegenwärtig die Getränkeart und nicht die Verpackung ausschlaggebend, ob ein Pfand eingehoben wird. Nun sollen Ausnahmen bei Getränkedosen- und Einwegflaschenpfand gestrichen werden. So sollen unter anderem auch Säfte, Milchgetränke und Wein in PET Flaschen im Pfandsystem integriert werden. Ein Gesetzesentwurf wurde dazu bereits erarbeitet und soll bis im Juni 2021 verabschiedet werden.
Auch unter Getränkeherstellern gibt es breite Unterstützung für Pfand
Für Aufsehen sorgte Ende September, dass die europäischen Organisationen der Getränkehersteller (UNESDA und EFBW) die Notwendigkeit ansprachen, dass Pfandsysteme in allen EU-Mitgliedstaaten eingeführt werden sollten. In ihrem Positionspapier fordern sie die EU-Kommission auf, Richtlinien für ein Pfandsystem zu erstellen. „Getränkehersteller sind nicht ohne Grund für die Einführung eines Pfandsystems, denn ab 2023 müssten sie für die Litteringkosten ihrer Produkte aufkommen und das wird teuer! Um die 90 Prozent getrennt Sammelquote für Plastikflaschen zu erreichen, kommen wir nicht um ein Pfand herum“, betont Steger.
Auch in Österreich gibt es schon die ersten Befürworter für ein Pfandsystem aus den Reihen der Industrie: die Privatbrauerei Stiegl unterstützt die GLOBAL 2000 Pfand drauf-Petition, erst gestern hat sich aufgrund der „Bremser“-Aktion die Supermarktkette Lidl Pro-Pfand ausgesprochen und auch Coca Cola unterstützt die Einführung eines Pfandsystems.
Entscheidung in Österreich längst überfällig, EU-Strafzahlungen drohen
Am Anfang des Jahres wurde die Studie vom BMK „Möglichkeiten zur Umsetzung der EU-Vorgaben betreffend Getränkegebinde, Pfandsysteme und Mehrweg" veröffentlicht, die belegt, dass ein Pfandsystem die effizienteste Methode ist, die EU-Vorgaben zu erreichen. In der Zwischenzeit gab es einen runden Tisch und mehrere Stakeholderdialoge mit den betroffenen Branchen und der Zivilsgesellschaft. Im September wurde von BM Gewessler dann der drei Punkte Plan gegen die Plastikflut veröffentlicht, in dem eine stufenweise Erhöhung der Mehrwegquoten und ein Einweg-Pfandsystem vorgesehen ist. Während eine Großzahl an europäischen Ländern bereits Pläne für Pfandsysteme haben, wartet Österreich noch immer auf eine Entscheidung.
Alle Alternativen zu einem Pfandsystem sind wesentlich teurer. Müllgebühren in Gemeinden würden massiv ansteigen und dann kämen sogar noch Strafzahlungen an die EU hinzu. „Die Bundesregierung sollte sich nicht weiter von offensichtlich falschen Zahlen und Aussagen der WKÖ bremsen lassen. Wir brauchen jetzt ökonomisch und ökologisch nachhaltige Lösungen. Dass Pfandsysteme gut funktionieren, zeigen handfeste europäische Beispiele“, betont Steger abschließend.