NTÖ: Geplantes Werbeverbot für Milch und Fleisch gefährdet unsere heimische Tierhaltung

23.12.2020 - Österreich

Die Veredelungswirtschaft, zusammengeschlossen im Verein Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) mit den Dachverbänden der Rinder (ZAR, Arge Rind), Schweine (VÖS), Schafe, Ziegen (ÖBSZ) und Pferde (ZAP), ist empört über die geplante nationale Umsetzung der Novellierung der EU-Richtlinie zur Audiovisuellen kommerziellen Kommunikation und Schutz von Minderjährigen. Die Vertreter des NTÖ hinterfragen den österreichischen Gesetzesentwurf durch das Gesundheitsministerium mit der viel strengeren Auslegung.

Bild von birgl auf Pixabay

„Diese Pläne, die bereits den Ministerrat passierten, haben gravierende negative Auswirkungen auf unsere tierhaltende Landwirtschaft, vielen unserer tierischen Produkte droht ein Werbeverbot. Das wird noch durch die Ausweitung des Gesetzes auf Social Media und Streaming-Dienste verstärkt, in dem besonders die Jugendlichen unterwegs sind“, kritisiert NTÖ-Obmann Walter Lederhilger.

Bedenklich sehen die Vertreter das damit verknüpfte Nährwertprofil, für das das Gesundheitsministerium jetzt schon die Agentur für Ernährungssicherheit mit der Erarbeitung eines solchen beauftragt hat. Hier sind angeblich Grenzwerte von einem Fettgehalt von 3,6% vorgesehen und hier würde bei verschiedenen Milchsorten das Werbeverbot voll gelten. Die bei Kindern und Jugendlichen seit Jahrzehnten beliebte Schulmilchaktion mit Trinkmilch und anderen Milchprodukten müsste ebenfalls adaptiert werden.

„Die tierhaltende Landwirtschaft, die über 48% der gesamten landwirtschaftlichen Produktion abdeckt, spielt eine entscheidende Rolle bei diesem Thema, liefert sie doch den überwiegenden Teil der benötigten Lebensmittel und sorgt für eine gesunde Ernährung unserer Bevölkerung. Milch enthält Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe und ist überaus wichtig für den menschlichen Organismus, gerade für die heranwachsenden Kinder und Jugendlichen“, betont Walter Lederhilger. „Studien besagen, dass vor allem das enthaltene Kalzium gesundheitsfördernd ist, ein gesunder Hausverstand sorgt für ein entsprechendes Ausmaß. Dafür braucht es aber keine Regelungen.“ Die Milch unserer Kühe stammt aus 100% gentechnikfreier Fütterung, der Qualitätssicherung wird größtes Augenmerk verliehen, Tierwohl und Tiergesundheit stehen bei allen Aktivitäten an oberster Stelle. Genauso wie in der Kuhmilch sind auch in der Schafmilch gesundheitsfördernde Fettstoffe zu finden, die zwischen 5,8-7% betragen. Die für den Körper so notwendigen Omega-3-Fettsäuren sind hier umso höher. Weitere Sorten von Joghurts und Käse würden ebenfalls außerhalb des neuen optimalen Nährwertprofils liegen. Auch Eier, eiweißreich und voller Vitamine und Mineralstoffe, wären bedenklich. Hier muss angemerkt werden, dass gerade unsere heimischen Eier sich von vielen anderen Ländern unterscheiden. Österreich hat sich selbst viel höhere Tierschutzbestimmungen auferlegt, dazu geringere Besatzdichte, eine transparente Eierdatenbank, Verbot der Käfighaltung sowie Antibiotikamonitoring.

Die tatsächliche Umsetzung der insgesamt drei betroffenen Gesetze, des Audiovisuellen Mediendienste-Gesetzes, des KommAustria-Gesetzes und des ORF-Gesetzes hätten katastrophale Auswirkungen auf unsere Landwirtschaft, die von Familienbetrieben mir durchschnittlich 32 Rindern, 109 Schweinen, 29 Schafen und 11 Ziegen gekennzeichnet ist. „Diese müssen sich tagtäglich dem beinharten globalen Wettbewerb stellen und dem Preisdruck standhalten. Der Strukturwandel ist seit Jahren unaufhaltsam. Jetzt kommen noch die Herausforderungen in Folge von Corona, zurückzuführen auf die stillstehende Gastronomie und Hotellerie dazu. Die bäuerlichen Zuliefererbetriebe haben erhebliche Umsatzeinbußen, die Exportwirtschaft liegt lahm“, skizziert Walter Lederhilger das düstere Szenario.

Die Vertreter des NTÖ appellieren an das Gesundheitsministerium die geplanten Werbeverbote und Beschränkungen für die betroffenen tierischen Lebensmittel zu überdenken und abzuwenden. Ein dramatischer Strukturwandel, die Aushungerung des ländlichen Raumes sowie der Verlust unserer Almen und Kulturlandschaft stehen auf dem Spiel. Der hohe Selbstversorgungsgrad mit unseren Produkten aus Rind, Schwein, Schafe, Ziege, Geflügel und Pferd müsste billigen Importwaren, die vielfach über viel höhere Nährwerte verfügen, weichen.

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