Wie Ernährung die Belastbarkeit in der Höhe beeinflusst
Roberto Schirdewahn
Hochintensive Belastungen bringen den Säure-Basen-Haushalt des Körpers durcheinander. Wenn ihm nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht, steigt der Anteil sogenannter anaerober Stoffwechselprozesse, die ohne Sauerstoff Energie bereitstellen können. Dabei entsteht Milchsäure. Die Übersäuerung des Körpers ist im Blut und im Urin nachweisbar. Solche Schwankungen im Säure-Basen-Haushalt sind normal, jedoch strebt der Körper immer nach einem Gleichgewicht und einer pH-neutralen Stoffwechsellage. Ist die Übersäuerung unter Belastung zu stark, schützen sich die beanspruchten Muskelzellen selbst und drosseln die Energiebereitstellung. Das führt dazu, dass die Belastung reduziert werden muss.
Manche Sportlerinnen und Sportler nehmen vor körperlichen Belastungen eine eher basische Ernährung zu sich, was die Säure-Toleranz des Körpers erhöht und die Leistungsfähigkeit verbessern kann. Ob diese Umstellung der Ernährung auch sportliche Leistungen in der Höhe verbessert, wollten Petra Platen und Doktorandin Mirjam Limmer herausfinden. Denn auch ein Aufenthalt in Höhen von 3.000 Metern und mehr bringt den Säure-Basen-Haushalt durcheinander.
Tests im Höhenlabor und in den Bergen
15 Studierende absolvierten einen körperlichen Leistungstest, nachdem sie einmal vier Tage lang bevorzugt saure Lebensmittel zu sich genommen hatten, ein anderes Mal vier Tage lang bevorzugt basische Lebensmittel. Die Leistungstests durchliefen sie dabei jeweils unter normalen Umgebungsbedingungen und nach einem zwölfstündigen Aufenthalt im Höhenlabor. Erwartungsgemäß reduzierte der Aufenthalt im Höhenlabor die Leistungsfähigkeit der Sportlerinnen und Sportler. Die Ernährung veränderte zwar den pH-Wert des Bluts und des Urins. Aber auf die Performance im Test hatte das keinen Einfluss. „Das hat uns überrascht“, sagt Petra Platen. „Wir gehen davon aus, dass ein kurzer Aufenthalt von zwölf Stunden im Höhenlabor den Säure-Basen-Haushalt nicht ausreichend verändert, damit die Effekte sichtbar werden.“
Also unternahmen die Forscherinnen eine siebentägige Exkursion mit 14 Studierenden auf eine 4.500 Meter hoch gelegene Hütte in den Alpen, wo diese wieder Leistungstests absolvierten. Ein Teil der Studierenden nahm Bicarbonat ein, um eine basische Ernährung zu simulieren. „Aus logistischen Gründen haben wir in diesem Versuch mit Bicarbonat gearbeitet, da man auf den Hütten essen muss, was man bekommt“, erklärt Platen. Bicarbonat schlägt jedoch schnell auf den Magen, sodass es zu Unverträglichkeiten kam und die Wissenschaftlerinnen die Dosis reduzieren mussten.
„Einige Teilnehmer sind außerdem höhenkrank geworden und wir mussten sie vom Berg wieder runterbringen“, erinnert sich Petra Platen, ausgebildete Höhenmedizinerin. „Forschung unter natürlichen Bedingungen ist halt nicht ganz einfach.“ Letztendlich war die Stichprobe nicht mehr groß genug, um signifikante Ergebnisse aus den Daten zu ziehen. „Wir müssten das Experiment also noch einmal mit einer größeren Gruppe in den Bergen wiederholen – oder in einem Höhenhaus, in dem man bequem mehrere Tage unter sauerstoffarmen Bedingungen wohnen kann“, resümiert Platen.
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