Wir sind im Pandemie-Jahr 2020 um 400 % gewachsen

Gründer im Interview: Koa

21.07.2021 - Schweiz

Im Jahr 2017 hatten wir die zündende Idee, wie wir zur Entwicklung im ländlichen Ghana beitragen können. Dass wir die traditionelle Arbeits- und Lebensweise der Bevölkerung schützen wollen, war die Grundlage, auf welcher wir unser Startup Koa gründeten. Durch die Nutzung des bisher verlorenen Kakaofruchtfleischs kurbeln wir die lokale Wirtschaft im ländlichen Ghana an. Dank der Verarbeitung des frischen Pulpe können wir den Kleinbauern ein zusätzliches Einkommen ermöglichen und gleichzeitig Arbeitsplätze für junge Einheimische aus den ländlichen Gemeinden schaffen. Die Möglichkeit, dank nachhaltigen und innovativen Methoden ein umweltschonendes Business aufzubauen, war dabei stets die treibende Kraft.

Ben Rotthoff

Cocoa farmers

Koa

Cocoa pulp

Ben Rotthoff

li: Co-Founder Benjamin Kuschnik, re: Co-Founder Anian Schreiber

Ben Rotthoff
Koa
Ben Rotthoff

Unsere drei Produkte Koa Pure (Kakaofruchtsaft), Koa Concentrate (Konzentrat) und Koa Powder (getrocknetes Kakaofruchtfleisch) setzen die Lebensmittelindustrie sowie die Gastronomie als Zutat ein, sowohl für süße wie auch salzige Anwendungen.

Wie seid ihr auf die Idee mit eurem Kakaofruchtsaft gekommen?

Durch Zufall sind wir auf das ungenutzte Kakaofruchtfleisch gestoßen und dachten “hey, wieso wird das nicht weiter verwertet?”. Schnell haben wir gemerkt, dass dafür schlicht die Infrastruktur und Investitionen fehlten. Das wollten wir ändern. Zusammen mit den Schweizer Hochschulen ZHAW und ETH sowie der Ghanaischen Universität UCC haben wir ein Verfahren entwickelt, dass sich sanft in die traditionelle Kakao-Wertschöpfungskette einfügt. Wir arbeiten dabei direkt mit Kleinbauern zusammen und gewinnen den Rohstoff mit einer mobilen und solarbetriebenen Anlage nahe der Kakaofarmen. Das Fruchtfleisch wird schonend extrahiert, wobei wir ausreichend Fruchtfleisch an den Bohnen belassen, damit die Fermentation der Bohnen weiterhin gewährleistet ist. Die Bauern erhalten die Bohnen kurz später zurück und können mit der traditionellen Verarbeitung der Bohnen fortsetzen. 

Das Fruchtfleisch wird in unserer Verarbeitungsstätte in Ghana fertig verarbeitet und fixfertig für den Einsatz vorbereitet. Eine wichtige Rolle in der Wertschöpfungskette spielt auch die Digitalisierung. Mit Hilfe von moderner Technologie und Datenübertragung können wir eine lückenlose Rückverfolgbarkeit zur Qualitätssicherung, aber auch die Zahlungen an die Kakaobauern sicherstellen. Diese erfolgt bargeldlos, sofort und transparent via Mobile Money. 

Wie lange hat die Entwicklung gedauert und was waren die herbsten Rückschläge?

Die Entwicklung, das Testen, die Umsetzung und die Erfahrungen waren und sind noch heute Prozesse, die parallel verlaufen. Wir sind jetzt aber an einem Punkt, wo wir den Market Fit, die Strukturen und Best Practice-Szenarien gefunden haben – somit sind wir bereit zum Skalieren. Dieses Jahr bauen wir unsere zweite Fabrik mit einer Kapazität von mindestens 400%.

Es ist schwer zu sagen, welche Herausforderung die größte war, da sie so unterschiedlich sind. Ein Rückschlag kann auch immer eine Chance sein. COVID traf unser Geschäft massiv, denn 90 % unseres Umsatzes kamen damals aus dem Food Service. Finanziell war dies eine grosse Herausforderung , und die meisten Investoren hatten angesichts einer globalen Pandemie Angst. Letztendlich haben wir es aber geschafft, die stürmischen Zeiten zu überstehen. Unser Team ist stärker denn je, wir sind im Jahr 2020 um 400 % gewachsen.

Wie war das erste Feedback vom Markt?

Die zahlreichen positiven Reaktionen begeistern uns immer wieder aufs Neue. Wir haben zudem rasch bemerkt, dass der Bedarf an Produkten, die eng mit sozialem Engagement verknüpft sind, in Europa sehr groß ist. Wir schätzen uns daher glücklich, dass unsere Partner die Leidenschaft für den nachhaltigen Kakaofruchprodukteteilen. Für die Kunden ist es die perfekte Win-Win-Situation: Sie freuen sich über ein innovatives, natürliches Produkt, während sie sich bewusst sind, etwas Gutes getan zu haben.

Habt ihr euch den Markt so vorgestellt? Welche Besonderheiten hattet ihr zu meistern?

Wir hätten den Zeitpunkt nicht besser treffen können. Sowohl bei den Endkonsumenten wie auch bei unseren Partnern in der Gastronomie und Lebensmittelindustrie steigt die Nachfrage nach Produkten, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch verantwortungsvollen Impact haben, derzeit stark. Unsere Kunden wollen nebst Qualität und Nachhaltigkeit auch Transparenz und Rückverfolgbarkeit bei den Produkten. Die Begeisterung ist daher bei unseren Partnern sehr gross und ihr Engagement, den Hintergrund von Koa weiterzuerzählen, beeindruckt uns sehr.

Das Besondere an unseren Produkten ist sicher, dass es etwas komplett Neues ist. Es braucht viel Erklärung und Schulung. Partner, die extrem stark im “Tüfteln” sind – beispielsweise unser Distributor die Max Felchlin AG und Kunden wie Sternekoch Heiko Nieder vom Dolder in Zürich, Chocolatier Fabian Rimann sowie Patissier Jeff Oberweis aus Luxemburg waren für uns Türöffner.

Würdet ihr es wieder tun?

Ja, auf jeden Fall.

Was gebt ihr neuen Start-ups mit auf den Weg?

Sie sollten ihrem Instinkt und ihrer Leidenschaft folgen, ohne Angst vor den Hindernissen zu haben, die es auf dem Weg geben könnte. Denn wenn es Leidenschaft gibt, gibt es auch Motivation, die es möglich macht, den eigenen Weg fortzusetzen und die Ziele zu erreichen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den man berücksichtigen sollte, ist die Möglichkeit, einen Unterschied zu machen. Bewusst und verantwortungsbewusst zu sein und zu erkennen, dass das, was sie mit ihrem Start-up aufbauen, einen Einfluss auf die Außenwelt hat.

Koa beschloss, einen Unterschied zu machen, indem wir etwas Neues entwickelt haben, ohne der Umgebung und den Menschen darin zu schaden – im Gegenteil: Wir wollen unser Umfeld befähigen. Wir haben es geschafft, Foodwaste zu reduzieren und gleichzeitig das Einkommen der Kleinbauern in Ghana, mit denen wir zusammenarbeiten, zu erhöhen. Die Vorstellung erfüllt uns mit unglaublich viel Freude und Leidenschaft.

Was wir neuen Start-Ups daher empfehlen können, ist, das zu tun, was ihnen Freude macht, aber auf eine verantwortungsvolle Art und Weise.

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