COVID-19: „Superspreading“-Ereignisse in der Fleischindustrie

BGN-Studie untersucht Einflussfaktoren auf Ausbruchgeschehen

07.07.2021 - Deutschland

Ihre Untersuchungen zu Einflussfaktoren auf das COVID-19 Ausbruchgeschehen in Unternehmen der Fleischindustrie veröffentlicht die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) jetzt in der internationalen, multidisziplinären Online-Fachzeitschrift PLOS ONE. In die Studie (Originaltitel „Investigation of superspreading COVID-19 outbreak events in meat and poultry processing plants in Germany: A cross-sectional study“) flossen Daten aus 22 Unternehmen der Fleischindustrie mit insgesamt über 19.000 Beschäftigten ein. Grundsätzliche Ergebnisse: Je niedriger die Temperatur am Arbeitsplatz, desto höher das Infektionsrisiko. Frischluftzufuhr kann die Gefahr für eine SARS-CoV-2 Infektion senken. Und auch an diesen Arbeitsplätzen gilt, dass zu geringer Abstand das Infektionsrisiko massiv erhöht.

Bild von BlackRiv auf Pixabay

Ausbrüche trotz Schutzmaßnahmen

Im Jahr 2020 kam es trotz diverser Schutzmaßnahmen in Betrieben der Fleischindustrie zu größeren Ausbrüchen von COVID-19. Hierbei wurden Infektionsketten sowohl im privaten Bereich als auch im unmittelbaren Arbeitsumfeld vermutet. In den Fokus gerieten betriebsbezogene Faktoren wie Temperatur und Lüftungsbedingungen in den Betriebsstätten. Um den möglichen Zusammenhang zwischen arbeitsbezogenen Faktoren und dem Ausbruchgeschehen abzuschätzen, führte die BGN im Zeitraum Juni bis September 2020 eine Befragung von Unternehmen der Fleischwirtschaft durch. In der Studie wurden Corona-Schutzmaßnahmen in 22 Unternehmen der Fleischindustrie mit insgesamt 19.072 Beschäftigten untersucht. Bei einem Drittel der befragten Betriebe (7) handelte es sich um Betriebe mit vielen Infizierten (mehr als 10), weitere fünf Unternehmen hatten zwischen 0-10 Infizierte und die restlichen zehn Unternehmen wiesen kein Infektionsgeschehen auf. In den beidenBetriebsgruppen mit Infizierten wurden mindestens 880 Beschäftigte positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Zunächst wurde der Einfluss der Temperatur untersucht: Je niedriger die Temperatur im Arbeitsbereich, desto höher die Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Sie steigt mit jeder Abnahme der Temperatur um ein Grad Celsius um 3 Prozent.

Frischluft senkt Risiko

Drastisch beeinflusst der Abstand der Beschäftigten zueinander die Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken: Um 87 Prozent erhöht ist es für Beschäftigte in Arbeitsbereichen, in denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann.

In Arbeitsbereichen mit einer raumlufttechnischen Anlage hingegen ist das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion für die Beschäftigten um 24 Prozent niedriger als ohne solche Einrichtungen. Dabei beeinflusst auch die Menge der zugeführten Frischluft das Infektionsrisiko: Pro 100m³ zusätzlich zugeführter Frischluft pro Stunde und pro Person sinkt es um 34 Prozent. Werden dagegen nur 10m³ Frischluft zugeführt, verringert sich das Risiko einer Infektion nur um 4 Prozent.

Das Fazit: Alle untersuchten Faktoren haben Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Die Temperatur in gekühlten Arbeitsbereichen in Betrieben der Fleischwirtschaft wird sich jedoch ebensowenig im Sinne desInfektionsschutzes vor SARS-CoV-2 verändern lassen, wie sich ein Mindestabstand immer gewährleisten lässt. Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen die Maßnahmen des betrieblichen Infektionsschutzes, die sie beeinflussen können, wie das konsequente Tragen eines Mund-Nase-Schutzes oder eine ausreichende Versorgung mit Frischluft, zum Schutze Ihrer Beschäftigten auch tatsächlich umsetzen. Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe hat hierzu branchenspezifische Handlungsempfehlungen veröffentlicht.

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