Weiterhin gravierendes Palmöl-Problem bei Futtermittelindustrie, Fleischwirtschaft und Fast-Food-Ketten
Nur 4 von 67 Unternehmen in Deutschland haben sich bisher selbstverpflichtet, auf zertifiziert nachhaltiges Palmöl umzustellen
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Palmöl kommt in Futtermitteln in der Nutztierhaltung zum Einsatz. 113.000 von insgesamt 150.200 Tonnen Palmöl stammen aus unbekannten, riskanten Quellen. Palmölplantagen zerstören in den Hauptanbauregionen Indonesien und Malaysia noch vielerorts wertvolle Ökosysteme wie tropischen Regenwald. Dieser speichert jedoch immense Mengen von Kohlenstoff und beherbergt bedrohte Tierarten wie den Orang-Utan und muss vor der weiteren Expansion des Ölpalmsektors geschützt werden.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer: "Unsere Umfrage zeigt: Viel zu viele Unternehmen kommen ihrer Verantwortung nicht nach, ihre Produkte frei von Entwaldung zu halten. Wir fordern die Unternehmen nachdrücklich auf, Regenwaldschutz endlich ernst zu nehmen. Außerdem muss die Bundesregierung jetzt aktiv werden: Ihre Zielvorgabe für die Unternehmen, bis Ende 2020 vollständig und freiwillig auf 100 Prozent entwaldungsfreies, nachhaltiges Palmöl umzusteigen, wurde nicht erreicht. Das Prinzip der Freiwilligkeit ist damit gescheitert. Die Bundesregierung muss jetzt gesetzlich sicherstellen, dass kein nicht-zertifiziertes Palmöl mehr importiert werden darf.
Zwar zeigt die zweite Abfrage des Futtermittelradars, dass sich mehr Unternehmen mit dem Thema beschäftigen, dennoch ist keines eine neue Selbstverpflichtung zu nachhaltigem Palmöl eingegangen. So kündigten etwa die Systemgastronomen Subway und Kentucky Fried Chicken zwar an, schnellstmöglich vollständig auf zertifiziertes Palmöl umzustellen, nennen jedoch kein konkretes Stichdatum. Die großen deutschen Fleischanbieter - darunter Rothkötter, Tönnies und Sprehe Feinkost - haben sich bisher nicht zur Umstellung auf entwaldungsfreies Palmöl geäußert. Dabei bbetreibt die Unternehmensgruppe Rothkötter, die auf Geflügel spezialisiert ist, mehrere eigene Futtermittelwerke. Nur Westfleisch hat ein zuversichtliches Signal gegeben und stellt zunächst die Soja-Beschaffung um - beim Palmöl wird aufgrund der kleineren Mengen noch gezögert.
Erfreulich ist, dass sich bereits drei Futtermittelhersteller in die richtige Richtung bewegt haben: Die Deutsche Tiernahrung Cremer, Agravis und Bewital agri setzen auf mehr Nachhaltigkeit in ihren Palmöl-Lieferketten. Bei den Lebensmitteleinzelhändlern hat lediglich Lidl verbindliche Regelungen gegen Entwaldung getroffen. So muss ab 1. Januar 2022 bei allen Tiererzeugnissen sichergestellt sein, dass das Palmöl in der Tierfütterung eine Nachhaltigkeitszertifizierung aufweist.
Die DUH sieht jetzt insbesondere die Markenhersteller aus der Lebensmittelwirtschaft und die großen Fast-Food-Ketten in der Pflicht, die Umstellung auf entwaldungsfreie Futtermittel anzugehen: 80 Prozent des in Deutschland verfütterten Palmöls werden im Futter von Mastgeflügel und Legehennen eingesetzt. Das restliche Palmöl landet in den Ställen von Milchkühen, Rindern und Schweinen.
Dazu Karoline Kickler, Projektmanagerin für Naturschutz bei der DUH: "Unser Futtermittel-Radar zeigt, dass die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher durch ihren Konsum von Tierprodukten unbewusst neuen Regenwaldrodungen Vorschub leisten. Lediglich durch Verzicht oder den Kauf von Bio-Produkten lässt sich nicht-zertifiziertes Palmöl sicher umgehen. Bei konventionellen Tierprodukten achten bislang nur sehr wenige Hersteller auf eine entwaldungsfreie Fütterung und eine einheitliche Kennzeichnung gibt es nicht. Unternehmen, die heute immer noch nicht auf nachhaltiges Palmöl achten, kehren dem Regenwaldschutz weiter den Rücken zu. Dabei sind die Kosten für die Umstellung auf zertifiziertes Palmöl nach unseren Berechnungen sehr gering und belaufen sich auf weit unter 1 Cent pro Liter Milch oder 10er-Packung Eier. Wer diesen Schritt nicht gehen möchte, sollte Palmöl durch heimische Öle wie Raps- oder Sonnenblumenöl ersetzen."