Nachhaltigere Lebensmittel: ZNU fordert von Handelszentralen andere Preisgestaltung

Nachhaltigkeit in Zeiten von Pandemie und Ukraine-Krise bedeutet mehr denn je Haltung und gemeinsame Erarbeitung und Umsetzung von Lösungsmaßnahmen

25.03.2022 - Deutschland

Das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke fordert von den deutschen Handelsunternehmen eine andere Preisstellung von Lebensmitteln. Aktuell seien hauptsächlich die Hersteller diejenigen, die gestiegene Produktions- und Transportkosten zu stemmen haben, so ZNU-Leiter Dr. Axel Kölle. 

Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

Dr. Christian Geßner und Dr. Axel Kölle

Viele Hersteller unter dem Dach des ZNU haben in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltigere Rohstoffe getätigt, ohne dass sich dieses in den Preisen für die Verbraucher unmittelbar niedergeschlagen habe. Zudem tragen aktuell steigende Preise bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Transporten zusätzlich dazu bei, die Kosten bei der Herstellung von Lebensmitteln und anderen Verbrauchsgütern in bisher ungeahnte Höhen steigen zu lassen, die für einzelne Unternehmen existenzgefährdend sein können. 

Die nachhaltige Gestaltung von Lieferketten bedeutet die Berücksichtigung aller drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, also die Ökonomie, die Ökologie und das Soziale. Konkret meint dies, dass Unternehmen bei der Herstellung z.B. von Schokolade betrachten, unter welchen sozialen und ökologischen Aspekten der Kakao in den Ursprungsländern wie der Elfenbeinküste produziert wird und wie auch die Kleinbauern davon partizipieren. 

ZNU-Leiter Dr. Christian Geßner: „Wir machen uns große Sorgen, dass Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt, weil insbesondere den kleinen und mittelständischen Produzenten aufgrund der harten Verhandlungspositionen des Handels aktuell die Luft zum Atmen fehlt und sie vielfach nicht mehr kostendeckend produzieren können. In anderen Ländern werden Wege gefunden, in Deutschland scheint es deutlich schwieriger in ein Miteinander zu kommen; dies ist vor dem Hintergrund der extremen aktuellen Situation durch Pandemie und Ukraine-Krise jedoch nötiger denn je.“ 

Die beiden ZNU-Leiter weiter: „Es kann nicht sein, dass die meisten Handelszentralen in Deutschland aktuell nicht dazu bereit sind, die massiv gestiegenen Produktionskosten der Hersteller mitzutragen, respektive nicht auch zum Teil in Richtung der Endverbraucher und -verbraucherinnen weiterzugeben. Wenn wir ein nachhaltiges Wirtschaftssystem wollen, muss dies vom Hersteller über den Handel bis zum Endverbraucher mitgetragen werden.“ 

Das ZNU fungiert seit Jahren als Plattform – insbesondere für den Mittelstand – und als Brücke zum deutschen Lebensmittelhandel, um nachhaltigeres Wirtschaften gemeinsam nach vorne zu bringen. Diese Brücke sieht das ZNU auch weiterhin als wichtig an.

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