Steigende Preise: Ein Drittel der Arbeitnehmer*innen kommt nicht mit Gehalt aus
Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter*innen denkt darüber nach, eine Gehaltserhöhung als Ausgleich zu fordern
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Mehr als die Hälfte plant eine Gehaltserhöhung einzufordern
Wenn man nicht gleich den Job wechseln möchte, könnte auch eine Gehaltserhöhung für eine Linderung sorgen. Viele Beschäftigte denken offenbar schon darüber nach, mit ihren Arbeitgebern ins Gespräch zu gehen. Rund fünf Prozent der befragten Arbeitnehmer*innen sind diesen Schritt sogar bereits gegangen und haben aufgrund der hohen Inflation eine Gehaltserhöhung ausgehandelt - mehr als die Hälfte (55 Prozent) planen dies noch zu tun. Nur ein Drittel der Befragten (31,5 Prozent) plant trotz der Preissteigerungen nicht aktiv nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.
Die Mehrheit der Befragten strebt demnach nach einer Gehaltserhöhung, um die Auswirkungen der Inflation auszugleichen. Und wie hoch darf dieser Gehaltssprung nach Vorstellung der Befragten ausfallen? 48 Prozent der Berufstätigen würden eine Gehaltserhöhung von sechs bis zehn Prozent als angemessen empfinden, knapp ein Viertel (24 Prozent) befürwortet sogar eine Erhöhung von elf bis 15 Prozent. Dies wird auch bei den Unternehmen wahrgenommen: Eine aktuelle Befragung von Personalverantwortlichen von Indeed hatte ergeben, dass drei Viertel der Arbeitgeber dieses Jahr mit einem Lohnanstieg von bis zu fünf Prozent rechnen. Die aktuelle Inflationsrate von 7,4 % bringt auf jeden Fall ordentlich Bewegung in Gehaltsstrukturen und Dynamik in den Jobmarkt.
Steigende Lebenshaltungskosten sind das Hauptargument für eine Gehaltserhöhung
Wer seine Chefin oder seinen Chef davon überzeugen möchte, mehr Geld zu zahlen, benötigt dafür entsprechende Argumente. Klassischerweise wird dieses Gespräch mit der eigenen Leistung begründet. Durch die Inflation tritt das Argument der steigenden Lebenshaltungskosten auf den Plan, welches die meisten befragten Arbeitnehmer*innen (54 Prozent) auch als Grund für eine Gehaltserhöhung ins Feld führen würden. Daneben gehören inflationsunabhängige Begründungen wie die persönliche Leistung (43 Prozent), die persönliche Arbeitserfahrung (28 Prozent), steigendes Arbeitspensum (24 Prozent) und der anhaltende Fachkräftemangel (22 Prozent) zu den wichtigsten Argumenten.
In einigen Unternehmen kommen die Arbeitgeber*innen der Umfrage zufolge ihrer Belegschaft tatsächlich bereits mit einem Inflationsausgleich entgegen: Dabei zählt die Gehaltserhöhung zu der häufigsten Ausgleichsmöglichkeit (11 Prozent), gefolgt von einer einmaligen Sonderzahlung (zehn Prozent), einem Home-Office-Zuschuss (sieben Prozent) sowie Zuschüssen zur Verpflegung oder finanzieller Unterstützung (jeweils fünf Prozent).
In 70 Prozent der Fälle gab es von der Arbeitgeberseite jedoch kein Ausgleichsangebot. Der Umfrage zufolge erwarten rund die Hälfte der Arbeitnehmer*innen auch nicht, vor dem Hintergrund der aktuellen Preisentwicklungen eine Gehaltsanpassung oder einmalige Sonderzahlung zu erhalten (52 Prozent).
Dr. Annina Hering, Ökonomin im Indeed Hiring Lab, kommentiert:
"Bei den derzeit stark steigenden Lebenshaltungskosten wird schnell der Ruf nach höheren Gehältern laut. Neben dem Thema Inflation sollten Arbeitnehmer*innen in jedem Fall weitere Argumente für eine Gehaltserhöhung in petto haben. Schließlich kann die Inflation theoretisch auch zeitnah wieder abflachen und dann fehlt die argumentative Grundlage für diese Forderung. Einmalzahlungen sind hier hingegen die sinnvollere Forderung, um auf temporäre Entwicklungen wie eine hohe Inflation zu reagieren. Wer mehr Gehalt fordert, sollte hingegen die eigene Leistung in den Vordergrund rücken und zudem die Wettbewerbsfähigkeit über Gehaltswebseiten prüfen. Wird für die eigene Position im Durchschnitt deutlich mehr Geld in Deutschland gezahlt, ist auch das ein valides Argument in einer Verhandlung."