Aus überproduziertem Brot wird knuspriges Müsli
Gründer im Interview: Brüsli
Brüsli
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Die Idee zu BRüSLi ist total zufällig entstanden. Michael Berger (mein Co-Founder & COO) und ich (Sarah Lechner, Founder & CEO) haben unsere letzten Jahre beruflich bei unterschiedlichen Start-Ups im healthtech Bereich verbracht. Für uns beide war aber schon lange klar, dass wir irgendwann etwas eigenes auf die Beine stellen werden. Ende 2019 ist dann bei einem Spiel mit dem heute 7-jährigen Luca die Idee entstanden. Obwohl es zu Anfang total absurd geklungen hat, haben wir uns damals die Frage gestellt, warum eigentlich nicht? Wien schmeißt nach wie vor so viel Brot weg, wie Graz konsumiert. Seit dem Dokumentarfilm "We Feed the World" aus 2005, hat sich daran offensichtlich nichts geändert. Nachdem wir in kürzester Zeit ein enormes potential hinter der Idee gesehen haben, sind wir noch Anfang 2020 in die Umsetzung gegangen.
Wie lange hat die Entwicklung gedauert und was waren die herbsten Rückschläge?
Die Entwicklung und Verbesserung unserer Produkte hört eigentlich nie auf. Wir fragen unsere Kund:innen laufend nach Feedback, um so unser Angebot weiter zu verbessern. Die Erstentwicklung von BRüSLi 1.0 hat etwa sechs Monate gedauert. Mit dieser Version haben wir dann die Marktvalidierung gestartet um erste Rückmeldungen vom Markt zu bekommen. Ein großer Schritt, der ein weiteres halbes Jahr gedauert hat, war dann die Umsetzung der Produktion bzw. der gesamten Lieferkette im großen Maßstab.
Rückschläge gibt es auf so einer Reise immer wieder. Was mir aber noch sehr stark in Erinnerung geblieben ist, waren die anfänglichen Versuche in der Produktion. Wir haben zu Anfang mit vielen Bäckereien, Produzenten und Fachleuten in dem Bereich über die Idee gesprochen und alle waren sich einig, dass die Herstellung von Müsli aus Brot nicht möglich ist. Eine große Herausforderung dabei war die direkte Verarbeitung des entweder frischen, bzw. getrockneten Brotes. Einen standardisierten Prozess bzw. die entsprechenden Maschinen gibt es dafür nicht von der Stange. Heute wird das Brot frisch verarbeitet und die Art und Weise der Produktion läuft einwandfrei. Dort hinzukommen hat einiges an Zeit und Energie gekostet. Der Schritt von der Produktionsküche bis zur Großanlage kann gerade bei neuartigen Prozessen wirklich zur Herausforderung werden.
Wie war das erste Feedback vom Markt?
In einem Wort? Überwältigend. Auch an den Moment kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war Mitte Juni 2020 und wir hatten uns kurzfristig entschlossen unsere damalige Version des Produkts bei einem regionalen Markt in Wien, auf dem Vorplatz des Palais Liechtenstein, erstmals vorzustellen. Zum Zeitpunkt der Entscheidung hatten wir keine fertigen Verpackungen und auch das BRüSLi, damals noch unter einem anderen Namen, wurde noch nie in größeren Mengen produziert. Den Vorabend des Events haben wir bis 4:00 Früh in der Produktion verbracht, um dann am nächsten, oder selben, Tag um 9:00 vor Ort aufzuschlagen. Ein paar Minuten nach Eröffnung hatte bereits die erste Kundin, nach einem kurzen Gespräch und einer Kostprobe, das völlig neue Produkt gekauft. Das war die Bestätigung die wir gebraucht haben, um weiter zu machen. Positiven Rückmeldungen in Art bekommen wir heute noch und im Geschmack und der Qualität hat sich seither einiges getan.
Habt ihr euch den Markt so vorgestellt? Welche Besonderheiten hattet ihr zu meistern?
Natürlich haben wir uns die Situation am Markt zu Anfang einfacher vorgestellt. Heute wissen wir es besser. Aber so schwierig, wie es uns von vielen Seiten zugetragen wurde, war es dann doch nicht. Was wir oft gehört haben, war dass es am Markt schon so viel Müsli gibt. Unsere Antwort darauf ist seither, dass wir unseren Kund:innen viel mehr als nur Müsli bieten und die Entwicklung unserer Umsätze spiegelt das auch wieder. Herausforderung sehen wir aber vor allem im Einzelhandel. Im Gegensatz zum Onlinehandel, wo wir vieles selbst und direkt steuern können, sind wir dort sehr stark von anderen abhängig. Aber auch dafür haben wir über die Zeit Lösungen gefunden und gehen heute andere Wege, als zu Anfang an.
Würdet ihr es wieder tun?
Jeden Tag. Ganz einfach, weil sich im Bereich der Lebensmittelverschwendung in den letzten Jahrzehnten wenig getan hat. Im Gegenteil, die Verhältnisse werden sogar schlechter. Besonders beim Brot. Und die Auswirkungen davon sind immense. Wir sind überzeugt davon, dass mit BRüSLi den Kund:innen ganz neue Möglichkeiten geboten werden. Solange das niemand anders in die Hand nimmt, bleiben wir dran.
Was gebt ihr neuen Start-ups mit auf den Weg?
Für zukünftige Gründer:innen habe ich vor allem einen Gedanken, den ich gerne teile. "Steh zu 100% hinter dem, was du machst". Damit meine ich nicht, dass sie oder er von der Idee überzeugt sein soll. Das auch. Vielmehr geht es darum die volle Aufmerksamkeit und Energie dieser einen Sache zu widmen. Über die Zeit hinweg gibt immer wieder Phasen, in denen alles perfekt läuft. Aber es gibt auch Zeiten, in denen es schleppend voran geht und die Ziele manchmal nicht erreicht werden. Um dann durchzuhalten, braucht es viel Energie, die einfach nicht da ist, wenn nebenbei noch drei weitere Projekte oder Ideen verfolgt werden.
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