Kakao aus eigenem Anbau

Erfahrungen aus zehn Jahren Ritter Sport Kakaofarm El Cacao

22.06.2022 - Deutschland

Für einen Schokoladenhersteller war es ein ungewöhnlicher Schritt: Vor zehn Jahren startete die Alfred Ritter GmbH & Co. KG mit dem Aufbau einer eigenen Kakaofarm. Auf rund 1.200 Hektar brachliegender Flächen startete die Aufforstung. Seitdem haben die inzwischen 450 Mitarbeitenden auf El Cacao über eine Million Kakao- und rund 300.000 Schattenbäume gepflanzt. In diesem Jahr erwartet Ritter eine Ernte von etwa 600 Tonnen Edelkakao.

Ritter Sport

1.200 Hektar Brachland hat Ritter aufgeforstet und mit über einer Million Kakao- und rund 300.000 Schattenbäumen bepflanzt

Mut zum Risiko

„Die eigene Wertschöpfungskette zu verlängern und buchstäblich Neuland zu betreten, birgt immer ein gewisses Risiko“, betont Ritter CEO Andres Ronken. „Wir sind jedoch nach wie vor überzeugt, dass die Chancen überwiegen und wir so als im internationalen Vergleich relativ kleines Unternehmen den größtmöglichen Einfluss auf die ökologischen und sozialen Bedingungen vor Ort sowie die Qualität des Kakaos nehmen können. Zugleich werden wir ein wenig unabhängiger vom Weltmarkt und seinen volatilen Rohstoffpreisen.“ Rund 50 Millionen Euro hat das Familienunternehmen inzwischen in El Cacao investiert. Möglich sei das, so Ronken, nur mit einer Inhaberfamilie, der langfristige Ziele wichtiger seien als schnelle Gewinne.

Eine Plantage mit Modellcharakter

Der Anspruch des Familienunternehmens aus dem schwäbischen Waldenbuch an sich selbst ist hoch: El Cacao soll nicht weniger als neue soziale und ökologische Standards im Kakaoanbau setzen – und zugleich wirtschaftlich erfolgreich sein. Insgesamt 2.500 Hektar hat Ritter in Nicaragua erworben. Für den Kakaoanbau wird nur knapp die Hälfte genutzt, rund 1.200 Hektar bestehen aus Wald- und Feuchtgebieten. Ihr dauerhafter Schutz fördert die Artenvielfalt – ebenso wie der Kakaoanbau im Agroforstsystem, einer Mischkultur aus Kakao und anderen heimischen Baum- und Pflanzenarten. Eine aktuelle Studie der Universidad Nacional Agraria zur Biodiversität zeigt, dass durch die Aufforstung ehemaliger Brachflächen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstanden ist.

Im Einklang mit Mensch und Natur

Neben ökologischen sind es auch soziale Aspekte, die El Cacao jenen Modellcharakter verleihen. Faire Löhne, Kranken- und Rentenversicherungen oder vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten in der eigens geschaffenen „La Academia“ – anders als in vielen kakaoanbauenden Ländern für die rund 450 Mitarbeitenden auf El Cacao eine Selbstverständlichkeit. Um ihre materiellen Lebensbedingungen langfristig zu verbessern setzt Ritter auf Qualifizierung durch Bildung und Weiterbildung.

Größe als Herausforderung

„Als eine der größten Herausforderungen entpuppte sich die schiere Größe“, erklärt Hauke Will, der als Leiter landwirtschaftliche Produktion den Aufbau von El Cacao von Beginn an verantwortet hat. „Das Team hat hier wahre Pionierleistungen erbracht. Das beginnt beim Bau von Wegen und Brücken und reicht bis zur Aufzucht der rund eine Million Kakaopflanzen, für die eigene Baumschulen errichtet wurden.“ Inzwischen ist diese Aufbauarbeit abgeschlossen. El Cacao trägt Früchte und das Team widmet sich unter anderem innovativen Ideen, die selbst angebauten Kakaofrüchte möglichst ganzheitlich zu verwerten und nicht, wie sonst üblich, nur die Bohnen.

Wissen als Basis für partnerschaftliche Zusammenarbeit

„Wir haben bis heute viel über den Kakaoanbau gelernt, haben Wissen erworben wie wohl nur wenige andere Schokoladenhersteller“, fasst Andreas Ronken die Erfahrungen aus zehn Jahren El Cacao zusammen. „Dieses Wissen versetzt uns auch in die Lage, ein kompetenter Partner für Kakaobäuerinnen und -bauern in anderen Regionen der Welt zu sein.“ Bei aller Begeisterung und Leidenschaft für die eigene Farm ist man bei Ritter Realist: „Eine einzelne Plantage mit Modellcharakter wird den Kakaoanbau nicht revolutionieren. Deshalb setzen wir auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Rahmen unserer Kakaoprogramme in Mittel- und Südamerika ebenso wie in Westafrika.“

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