Verfügbarkeit von Rohstoffen bleibt für die Lebensmittelhersteller die größte Herausforderung

23.09.2022 - Deutschland

Die Abhängigkeit von globalisierten Warenströmen, bei gleichzeitig auftretenden geopolitischen, pandemischen und ökologischen Krisen, macht es für viele Unternehmen zunehmend schwieriger, qualitativ hochwertige Rohstoffe in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Die Risiken entlang der Lieferkette nehmen in den letzten Jahren stetig zu. Wie sich die Unternehmen auf die Herausforderungen in komplexen und unzuverlässig gewordenen Lieferketten vorbereiten, zeigt die neue Studie der AFC Risk & Crisis Consult (AFC) in Kooperation mit der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE). 412 für Risiko- und Krisenmanagement verantwortliche Mitarbeiter der Branche wurden dazu befragt.

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der BVE, erklärt anlässlich der Ergebnisse: „Die Ernährungsindustrie befindet sich in der größten Krise seit 70 Jahren. Ernteausfälle, Lieferengpässe durch Corona und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges stellen die Unternehmen vor zahlreiche Problematiken. Wenig verwunderlich ist es daher, dass viele Unternehmen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen zukünftig die größte Herausforderung sehen. Angesichts globaler Risiken löst eine regionale Beschaffung das Problem nur zum Teil. Wir müssen alles daransetzen, dass internationale Lieferketten krisenfest gemacht werden. Die Ernährungsindustrie zeigt Tag für Tag, dass sie trotz dieser Ausnahmesituationen die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln in Deutschland sichert. Nicht zuletzt durch die Pandemie ist die Ernährungsindustrie krisenerprobt!“

Um die Unternehmen zu entlasten, fordert die BVE, die Verfügbarkeit bezahlbarer Energie sicherzustellen, vereinfachte und zweckmäßigere Beihilfen für die Lebensmittelkette einzuführen, Agrarrohstoffmärkte offenzuhalten und zu entlasten sowie den überfälligen Bürokratieabbau und Steuerentlastungen für Unternehmen umzusetzen. „Andernfalls erreichen die Unternehmen trotz all ihrer Krisenfestigkeit langsam aber sicher ihre Belastungsgrenze,“ so Minhoff.

„Die meisten Unternehmen optimieren laufend ihr Risiko- und Krisenmanagement, um vor allem die Vorgaben eines gesundheitlichen Verbraucherschutzes zu erfüllen. Deutlich empfindlicher und anfälliger sind viele Unternehmen für die vielfältigen Risikothemen entlang globaler Lieferketten geworden. Nicht zuletzt durch das kommende Lieferkettengesetz werden Unternehmen mit der Erfüllung sozial-ökologischen Compliance vor neue Herausforderungen gestellt. Daher ist es dringend angeraten, die Nachhaltigkeitsrisiken frühzeitig in der Lieferkette zu erkennen und gemeinsam mit Lieferanten wirkungsvoll zu steuern, um eigene Marken und die Unternehmensreputation zu schützen“, fasst Dr. Michael Lendle, Geschäftsführer der AFC Risk & Crisis Consult, die Studienergebnisse zusammen. „Die meisten Unternehmen haben zwar zentrale Marktforderungen eigener Stakeholder zur Transparenz bei Nachhaltigkeit auf ihrer Agenda. Nun geht es darum, diese Ansprüche der Marktbeteiligten durch ein gezieltes Issue Monitoring und ein effizientes Risikomanagement entlang der Lieferketten auch tatsächlich zu erfüllen“, so Lendle weiter.

In diese Zeit krisengeschüttelter Lieferketten fällt ab 2023 das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen zur Einhaltung und Dokumentation sozialer und umweltbezogener Sorgfaltspflichten entlang aller ihrer Lieferketten. 65 Prozent der Unternehmen haben sich auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) vorbereitet oder Maßnahmen auf den Weg gebracht, 22 Prozent fühlen sich gut vorbereitet. Allerdings fallen nicht alle befragten Unternehmen in den Geltungsbereich des LkSG, sodass noch nicht bei allen konkrete Maßnahmenpläne vorliegen und alle Zuständigkeiten geklärt sind. Die Maßnahmen zur Risikoerfassung sind vielfach stärker ausgeprägt als die wichtige Einordung der Risiken. Daher ist es auch verständlich, dass der Wunsch nach staatlicher Unterstützung groß ist. 70 Prozent wünschen sich Informationsangebote und 34 Prozent staatliche Zertifikate. Zudem werden ausreichende Übergangsfristen bei der Ausweitung auf kleinere Unternehmen, klar formulierte Anforderungen, eine europäische Gesetzgebung, sowie eine angemessene Auslegung des LkSG bei mittelbar betroffenen Unternehmen gefordert.

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