Er reift tief in einer Drachenhöhle oder hoch im Glockenturm und ist mit schottischem Whisky verfeinert: Der sächsische Weihnachtsstollen wird vielfältiger. Die Liebe zu dem Traditionsgebäck scheint indes ungebrochen.
16 Meter tief in einer Tropfsteinhöhle mit einer Luftfeuchtigkeit von 98 Prozent hat Bäckermeister Volker Wunderlich das ideale Klima gefunden, um seine Stollen reifen zu lassen. Jeweils zwei Wochen lagert er in der Drachenhöhle Syrau im Vogtland 100 Exemplare des Traditionsgebäcks. «Das Klima ist optimal, macht den Stollen lange haltbar. Außerdem gibt es kein Ungeziefer», sagt Wunderlich über den Ort, an dem stets zehn Grad Celsius herrschen.
Egal ob Corona-Pandemie oder andere weltweite Krisen - die Menschen wollen sich ihren Stollen nicht nehmen lassen, sagt Martin Hübner von der Annaberger Backwaren GmbH und stellvertretender Landesobermeister des sächsischen Bäckerhandwerks. «Als die Weihnachtsmärkte ausfielen, haben sich viele ihren Stollen online gekauft. Vor allem in Sachsen, von Dresden übers Erzgebirge bis ins Vogtland, gehört der Stollen zu Weihnachten wie die Räucherkerze oder der Schwibbogen.»
Während in anderen Bundesländern auch Exoten gefragt seien, von Ananas- und Cranberry- bis hin zu Orangenstollen, zeigten die meisten Menschen in Mitteldeutschland hier bislang wenig Experimentierfreude. «Die drei klassischen Varianten mit Rosinen, Mandeln oder Mohn machen den Großteil aus», sagt André Bernatzky von der Vereinigung der Backbranche (VDB). Er war als VDB-Tester in diesen Tagen für die jährliche Stollenprüfung in Dresden verantwortlich.
Den luftigsten Ort, um insgesamt 400 Stollen ausreifen zu lassen, hat sich Meister Rüdiger Zopp von der Mühlenbäckerei in Dresden ausgesucht - in kühlen 29 Metern Höhe. «Es ist windig und klimatisch perfekt», sagt er über den Ort hinter den Fensterläden eines Glockenturms der Dresdner Frauenkirche. Schon mehrfach habe er eigenen Dresdner Stollen an die inzwischen gestorbene Queen Elizabeth II. geschickt - verfeinert mit schottischem Whisky. «Zwei Dankesbriefe habe ich von ihr erhalten. Als Dresdner Bäcker ist man mit dem Stollen verheiratet und braucht kreative Ideen.»(dpa)
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