20 Jahre Dosenpfand
Deutsche Umwelthilfe sieht Pfandsysteme als Erfolgsmodell und fordert Ausweitung auf Getränkekartons
Deutsche Umwelthilfe
Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin: „20 Jahre ‚Dosenpfand‘ bedeuten nicht nur das Ende der zuvor massiven Vermüllung von Straßenrändern und Grünanlagen mit jährlich bis zu drei Milliarden Blechdosen und Plastikflaschen. Sie stehen auch für die Rettung des umweltfreundlichen Mehrwegpfandsystems in Deutschland. Die Mehrwegquote im Bierbereich ist heute mit über 80 Prozent viel höher als 2003 mit deutlich unter 70 Prozent. Auch bei Wasser und Erfrischungsgetränken gibt es außerhalb der Discounter nach Jahren des verlangsamten Rückgangs eine Stabilisierung der Mehrwegquote. Das hat rund 150.000 grüne Arbeitsplätze bei Brauereien, Mineralbrunnen und im mehrwegorientierten Getränkefachhandel gesichert. Pfandsysteme sollten weltweit in möglichst vielen Ländern eingeführt werden – als Erfolgsmodell gegen Müll in der Umwelt, für mehr Mehrweg und zur Förderung von Recyclingkreisläufen.“
Ein sichtbares Ergebnis des Einwegpfandes ist, dass die Umwelt weniger vermüllt wird. Seit der Einführung konnte die Entsorgung von mehreren Dutzend Milliarden Plastikflaschen und Dosen in der Natur vermieden werden.
„Heute werden 98,5 Prozent der bepfandeten Einweg-Getränkeverpackungen für ein Recycling im Handel zurückgegeben. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Einweg-Plastikplastikflaschen und Dosen aus Umweltsicht nun unproblematisch sind. Deren ständige Neuproduktion verschlingt nach wie vor große Mengen an Energie und Ressourcen, bei jedem Recyclingvorgang geht wertvolles Material verloren und Einweg enthält noch immer große Mengen an neuen Rohstoffen. Ebenso unverändert sind die langen Transportwege von Einweg-Getränkeverpackungen aufgrund des bundesweiten Vertriebs. Regionale Mehrwegflaschen haben aus Umweltsicht nach wie vor die Nase vorn“, erklärt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Mit Blick auf Deutschland fordert die DUH, die Pfandregelung auf Getränkekartons auszuweiten. Diese sind bislang von der Einwegpfandpflicht ausgenommen, was zu Müll in der Umwelt und der Verschwendung von Ressourcen führt. Mit einer realen Recyclingquote von nur 30 Prozent, immer höherem Gewicht und einem Plastikanteil von durchschnittlich mehr als 25 Prozent wird der Getränkekarton immer unökologischer. Für eine Befreiung vom Pflichtpfand gibt es keine nachvollziehbaren Gründe. Um die niedrige Sammelmenge und das Recycling von Getränkekartons zu steigern, sollten diese schnellstmöglich mit einem Einwegpfand von 25 Cent belegt werden. Dadurch könnten allein in Deutschland über 1,8 Milliarden Getränkekartons pro Jahr zusätzlich gesammelt und recycelt werden.
Trotz der Erfolgsbilanz des Einwegpfandes sieht die DUH im Getränkeverpackungsbereich nach wie vor große Herausforderungen. Zwar ist die Mehrwegquote beispielsweise im Bierbereich deutlich gestiegen. Allerdings führt das Preisdumping der Discounter Aldi und Lidl mit Mineralwasser in Einweg-Plastikflaschen sowie das einwegorientierte Agieren von Großkonzernen wie Coca-Cola zu einem Absinken der Mehrwegquote. Nach neuesten Zahlen des Umweltbundesamtes beträgt die gesamte Mehrwegquote 43,1 Prozent. Damit ist die Lücke zur gesetzlich verankerten Mehrwegzielquote von 70 Prozent gewaltig.
Dazu Fischer: „Um dem Mehrwegziel aus dem Verpackungsgesetz näher zu kommen, brauchen wir eine Lenkungsabgabe auf Einweg-Plastikflaschen und Dosen von mindestens 20 Cent zusätzlich zum Pfand. Das wäre ein erheblicher Wettbewerbsnachteil und damit Handlungsdruck, Mehrweg anzubieten – vor allem für Aldi und Lidl, die immer noch ausschließlich Einwegverpackungen im Sortiment haben. Die Einnahmen könnten zudem gezielt in die Mehrwegförderung fließen. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Abgabe einfach vermeiden, indem sie zu Mehrwegprodukten greifen.“
Für die Umwelt wäre der positive Effekt einer Einwegabgabe beachtlich: Würden alle alkoholfreien Getränke ausschließlich in Mehrwegflaschen abgefüllt, ließen sich pro Jahr bis zu 1,4 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von 900.000 Mittelklassewagen, die im Durchschnitt 13.000 km pro Jahr fahren.