Grill-Zeit ist Billigfleisch-Zeit
WWF-Grillfleischcheck 2023: Billigfleisch bleibt Spitzenreiter
Computer generated picture
"Der Lebensmitteleinzelhandel rabattiert an den Konsumentenwünschen vorbei", kritisiert WWF-Ernährungsreferentin Elisa Kollenda. "Die Ernährungswende ist längst in der Bevölkerung angekommen. Das Jahr 2022 markiert ein Rekordtief beim Fleischkonsum unter den Deutschen. Gleichzeitig setzt der Einzelhandel wie gehabt seine Preis- und Werbeanreize fast ausschließlich bei Fleisch und Wurstwaren und verfehlt damit die Bedürfnisse der Verbraucherinnen und Verbraucher. Aber gesundes und nachhaltiges Essen darf kein Privileg für Besserverdienende sein." Als Folge des Ukrainekriegs stiegen seit Juni 2021 die Lebensmittelpreise in Deutschland und in der Welt. Daher gewinnt das Preis-Thema laut einer WWF-Umfrage aus Mai 2023 an Bedeutung. In den elf teilnehmenden EU-Ländern, darunter auch Deutschland, nennen durchschnittlich 56 Prozent der Befragten den Preis als Grund dafür, keine nachhaltigen Lebensmittel zu konsumieren.
Die Zahl der rabattierten und beworbenen vegetarischen Grillprodukte ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 45 % zurückgegangen. Bei der Umstellung hin zu einem nachhaltigeren Grillsortiment hat der Handel somit noch "viel Luft nach oben". Die Preisentwicklung und vergleichsweise höhere Kosten für nachhaltige Produkte gefährden nach WWF-Einschätzung den Positivtrend zu einer nachhaltigeren Ernährung. Auch den Handel sieht der WWF beim Thema nachhaltiger Ernährung in der Verantwortung - dieser kommt er allerdings nach Einschätzung der Naturschutzorganisation nicht nach. Kurzfristig sollte daher, so die Forderung des WWF, die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte abgesenkt werden, wie von der EU-Kommission ausdrücklich erlaubt. Derartige Maßnahmen sollen helfen, dass steigende Lebensmittelpreise nicht zu Mangel- oder Fehlernährung führen. Das war zuletzt in der Finanzkrise 2008 der Fall, als Haushalte weniger Obst und Gemüse kauften und auf eher kalorienreiche, nährstoffarme Lebensmittel umstiegen. "Nachhaltige und gesunde Ernährung ist eine drängende soziale Frage und ein Recht für alle. Der Markt allein richtet es augenscheinlich nicht. Uns ist daher unbegreiflich, warum ausgerechnet die deutsche Bundesregierung, anders als viele europäische Nachbarländer, eine derartige Steuersenkung nicht umsetzt," so Kollenda.
Hintergrund: Methodik der WWF-Rabattanalyse 2023
Die Rabattanalyse wurde im Zeitraum vom 24.04. bis 20.05.2023 durchgeführt. Das entspricht dem Zeitraum unserer Grillfleisch-Rabattanalysen der beiden vergangenen Jahre. Insgesamt wurden 54 Werbeprospekte von Supermarktfilialen in mehreren Städten Deutschland untersucht. Dabei wurden die größten Lebensmitteleinzelhändler, sofern diese Rabattprozente in ihren Prospekten ausweisen, nämlich ALDI Nord, ALDI SÜD, EDEKA, Lidl, Netto, Norma, Kaufland und REWE. Neben den Preisen und Rabatten auf Grillfleisch wurden die Angebote für Grillkäse, Feta, Brot, Grillsoßen und grillbare Fleischersatzprodukte erhoben und verglichen. Als Fleischersatzprodukt wurden pflanzliche Produkte begriffen, die wie Fleisch aussehen und schmecken sollen sowie zur Zubereitung auf dem Grill gedacht sind. Dazu zählen etwa Burger oder Würstchen auf Basis von Erbsenprotein, Soja oder Tofu.
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen
Holen Sie sich die Lebensmittel- und Getränke-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.