Artenschutz durch Braukunst
Forschungsprojekt zeigt Eignung der seltenen Dicken Trespe für die Bierherstellung
Christian Wißler
„Die Dicke Trespe hat sich im Verlauf der letzten Jahrtausende immer stärker an die besonderen Bedingungen des Ackerbaus angepasst. Schnelle Keimung und eine sehr hohe Keimungsrate machen sie für die Herstellung von Malz besonders geeignet. Die Körner der Dicken Trespe sind fast so groß wie die von anderen Getreidearten“, erklärt Dr. Pedro Gerstberger vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie der Universität Bayreuth, der das Forschungsprojekt geleitet hat. Ein großer Vorteil der Dicken Trespe besteht darin, dass die Körner – im Unterschied zu Wildgräsern – nach der Reife nicht aus der Rispe fallen, sondern an der Pflanze haften bleiben. So können sie ohne Verluste geerntet werden.
„Weil die Dicke Trespe keine eigene Saatgutreserve im Boden bildet, muss sie jährlich neu ausgesät werden. Genau hier liegt die Chance, den Erhalt dieser seltenen und gefährdeten Pflanzenart durch eine dauerhafte Nutzung für die Bierherstellung zu sichern. Die Dicke Trespe ist zwar durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der Europäischen Union und die Bundesartenschutzverordnung streng geschützt, aber ohne ihren stetigen Anbau würde sie letztlich aussterben“, sagt Gerstberger.
Die für das Forschungsprojekt an der Universität Bayreuth verwendeten Körner stammten aus einem Anbau der Dicken Trespe auf dem Gelände des Bayreuther Bezirkslehrguts, das zu den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gehört. Das verwendete Saatgut war von den Botanischen Gärten in Bonn und in Frankfurt am Main zur Verfügung gestellt worden. Die Firma IREKS, ein international tätiges Unternehmen der Lebensmittelbranche in Kulmbach, übernahm unter der Leitung von Dipl.-Ing. Matthias Hansen die Herstellung des Braumalzes.
Am Lehrstuhl für Bioprozesstechnik, der über eine breite Expertise auf dem Gebiet der Braukunst und einen eigenen modernen Braukessel verfügt, wurden schließlich unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Freitag insgesamt 45 Liter Pils hergestellt. 40 Liter Hefe-Weizen wurden vom Team um Dr. Benjamin Gilfedder, Limnologische Station der Universität Bayreuth, gebraut. Das Ergebnis, zwei vollmundige Craft-Biere, überzeugte alle Teilnehmer*innen der Verkostung – nicht zuletzt auch die Mitglieder des Vereins „UniBrauTechnik e.V.“, der sich 2012 auf dem Campus der Universität Bayreuth gegründet hat.
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