Unterstützung statt Bevormundung: Das erwarten die Deutschen von der Ernährungspolitik
Aktuelle Umfrage: Verbraucher*innen fordern bessere Ernährungsbildung
Süßstoff Verband e.V.
In der aktuellen Diskussion um eine gesündere Ernährung werden verstärkt Regulierungen und Veränderungen am Lebensmittelangebot gefordert. So sollen Lebensmittel gering verarbeitet sein und ihr Fett-, Zucker- und Salzgehalt weiter reduziert werden. Doch wie stehen Verbraucherinnen und Verbraucher zu den Plänen der Politik? Die Antwort gibt eine repräsentative GfK eBUS®-Verbraucherumfrage im Auftrag des Süßstoff-Verband e.V. unter 1.000 Personen in Deutschland.
Danach sind 89 Prozent der Befragten der Meinung, dass es eine große Auswahl an Lebensmitteln und Getränken und damit verbundene Wahlfreiheit gibt. 87 Prozent unterstützen ein breites Angebot für jeden Anlass und Geschmack als Ansatz für eine ausgewogene Ernährung. Die Freiheit, selbst entscheiden zu können, ist dabei für viele Bundesbürger*innen ein wichtiges Kriterium. So sind 86 Prozent der befragten Personen der Meinung, dass Konsumentscheidungen Privatsache sind.
Die Deutschen wünschen sich mehr Informationen statt Vorschriften
Fragt man die Deutschen nach ihren Vorschlägen zur Förderung gesunder Ernährungsgewohnheiten, plädieren 88 Prozent für den Ausbau von Ernährungsinformationen für Verbraucherinnen und Verbraucher. 89 Prozent der Befragten sprechen sich für mehr Ernährungsbildung in Schulen aus. Politische Vorgaben für die Zusammensetzung von Lebensmitteln und Getränken werden hingegen mehrheitlich als nicht erfolgversprechend beurteilt (60 Prozent).
"Von der Politik wird Unterstützung erwartet, um eigene Entscheidungen treffen zu können. Dazu gehört auch der Wunsch, Kinder im Umgang mit Lebensmitteln zu schulen. Strukturen, die einem die eigene Entscheidung abnehmen, sind dagegen nicht erwünscht", erklärt Marktforschungsexperte Marco Diefenbach (rheingold salon, Köln), der die Studienergebnisse im Auftrag des Süßstoff-Verbandes ausgewertet hat.
Süßer Geschmack ist im Visier - unabhängig von der Kalorienzahl
Ursprüngliches Ziel der Reduktionsstrategie und der damit verbundenen Reformulierungen war es, die Kalorien von Lebensmitteln zu reduzieren. Im Fokus des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft steht jedoch nicht mehr der Kaloriengehalt, sondern der süße Geschmack. So ist beim aktuellen Entwurf des Kinder-Lebensmittel-Werbegesetzes eine generelle Regulierung des süßen Geschmacks, die auch Süßstoffe einbezieht, vorgesehen. Auch bei der Erarbeitung neuer Reduktionsziele für Fett, Zucker und Salz wird über eine Süßereduktion - unabhängig von der Kalorienzahl - diskutiert.
Verbraucher*innen entscheiden sich bewusst für den süßen Geschmack ohne Kalorien
"Süßstoffe liefern keine Kalorien und haben keinen Einfluss auf den Insulin- und Blutzuckerspiegel. Außerdem sind sie nicht kariogen. Für die Lebensmittelindustrie sind Süßstoffe somit die beste Lösung, um den Zucker- und Kaloriengehalt zu reduzieren und gleichzeitig den süßen Geschmack zu erhalten", erklärt Anja Roth, Ernährungswissenschaftlerin und fachliche Ansprechpartnerin des Süßstoff-Verbandes. "Ein Verbot von Süßstoffen bei der Reformulierung von Lebensmitteln, wie im aktuellen Entwurf des Kinder-Lebensmittel-Werbegesetzes, ist daher nicht nachvollziehbar."
Auch die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher kann das politische Argument der Süßereduktion nicht nachvollziehen. So verstehen 57 Prozent der Befragten nicht, warum alles weniger süß schmecken soll, da es auf die Kalorienanzahl ankommt. Zwei Drittel der Deutschen, die Light- und Zero-Produkte konsumieren, wollen nicht auf den süßen Geschmack verzichten, aber unnötige Kalorien einsparen.
(1) Im Auftrag des Süßstoff-Verband e.V. wurden im Oktober 2023 mit dem GfK eBUS® jeweils ca. 1.000 Personen in Deutschland (18-74 Jahre), Österreich (ab 18 Jahren) und der Schweiz (16-74 Jahre) befragt, die die deutschsprachige (und in der Schweiz französischsprachige) Bevölkerung repräsentieren.