Bio im Fachhandel 2023: stabil und mit guten Aussichten
Preisstabilität und sinkende Inflationsrate stärken den Bio-Fachhandel
Im Jahresverlauf 2023 gleicht die Entwicklung im Bio-Fachhandel einer Aufholjagd: Im ersten Quartal lagen die Umsätze um durchschnittlich acht Prozent unter denen des Vorjahres. Doch bereits im zweiten Quartal begann die Erholung.
Stabile Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr
Nach einem anfänglichen Zuwachs von 0,5 Prozent erfolgte ab Mitte des Jahres eine Trendwende: Das dritte Quartal schloss mit einem Wachstum von 3,2 Prozent, gefolgt von einem Anstieg von 4,9 Prozent im vierten Quartal. Damit verzeichnet der Bio-Fachhandel im Jahr 2023 einen Umsatz von 3,83 Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln und Naturwaren, was einem Zuwachs von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht und somit eine stabile Entwicklung darstellt.
„Die Umsatzentwicklung im ersten Quartal belastet das Jahresergebnis 2023. Doch ab der Jahresmitte ist eine kontinuierlich positive Entwicklung zu beobachten. Eine solche Steigerung in jedem Monat eines Quartals gab es im Bio-Fachhandel zuletzt Ende 2020“, kommentiert Klaus Braun von der gleichnamigen Unternehmensberatung.
Mehr Kund*innen ab Jahresmitte
Sowohl die Anzahl der Kaufvorgänge (Bons), als auch die Höhe der einzelnen Einkäufe haben im Verlauf des Jahres 2023 im Bio-Fachhandel zugenommen. Laut Fabian Ganz von bioVista verzeichneten die Läden des Bio-Fachhandel im zweiten Halbjahr 2023 an jedem Verkaufstag durchschnittlich neun Kund*innen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese tätigten durchschnittliche Einkäufe im Wert von 20,88 Euro, was einem Anstieg von 0,15 Euro pro Bon entspricht.
„Diese Werte haben sich seit der Jahresmitte 2023 kontinuierlich positiv entwickelt, deshalb gehen wir davon aus, dass sich dies in 2024 fortsetzen wird“, so Fabian Ganz von bioVista. Diese Einschätzung wird unter anderem dadurch gestützt, dass im Monat Dezember knapp 20 Kundinnen und Kunden je Verkaufstag mehr in die Läden kamen und es dem Bio-Fachhandel so gelungen ist, trotz zwei Verkaufstagen weniger nahezu identische Umsätze wie im Vorjahr zu erzielen.
Preisstabilität und sinkende Inflationsrate stärken den Bio-Fachhandel
Auffällig ist die Korrelation der Umsatzentwicklung im Bio-Fachhandel mit der Entwicklung der Inflationsrate im Jahresverlauf. In der Gegenüberstellung wird sichtbar, dass die Erholung der Bio-Fachhandelsumsätze eingesetzt hat, als die Inflation zu sinken begann. Das legt nahe, dass die Bereitschaft von Kund*innen, im Biofachhandel einzukaufen, auch davon bestimmt wird, wie sie ihre Einkommenssituation wahrnehmen. Und das, obwohl sich durch Preissteigerungen bei konventionellen Lebensmitteln die Abstände zu den Preisen für Biolebensmitteln seit der Ukraine-Krise teils deutlich angeglichen haben und die Preise für Bio generell als Inflationsdämpfer gewirkt haben.
Von den rund 34.000 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland entfallen rund 2.200 auf den Bio-Fachhandel (Bioläden und Biosupermärkte mit 100 Prozent Bio im Lebensmittelsortiment). Das entspricht einem Anteil von rund 6,5 Prozent aller Verkaufsstellen. Darüber realisiert der Bio-Fachhandel rund 20 Prozent aller Umsätze mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland.
„In einem insgesamt sehr herausfordernden und von starkem Wettbewerb geprägten Umfeld behauptet sich der Bio-Fachhandel 2023 weiter als alternative Einkaufsstätte mit einem 100-prozentigen Bio-Lebensmittel-Angebot. Er realisiert rund 20 Prozent aller Umsätze mit Bio-Lebensmitteln – das macht ihn zu einem wichtigen Motor für das politisch gesetzte Transformationsziel von 30 Prozent Bio bis 2030. Dieser Motor ist Teil des deutschen Mittelstandes und braucht eine konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wirtschafts- und Steuerpolitik, damit er all seine PS auf die Straße bringen kann,“ ordnet Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des Bio-Fachhandelsverbandes Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. die Entwicklung ein.