Seit 2001 gab es in Frankreich mehrere Initiativen, die Qualität der Ernährung der Bevölkerung zu verbessern. Im Dezember 2015 verabschiedete die Nationalversammlung ein Gesetz zur Modernisierung des Gesundheitssystems, das erstmals eine Grundlage für eine einheitliche Kennzeichnung der Nährwerte von Lebensmitteln schuf. Zu diesem Zweck konsultierte die Gesundheitsbehörde Agence nationale de santé publique Ernährungswissenschaftler, Vertreter der Lebensmittelindustrie und Verbraucherschützer. Nach dem Vergleich mehrerer vorgeschlagener Verfahren fiel die Wahl im März 2016 auf den Nutri-Score. Eine landesweite Studie im Lebensmitteleinzelhandel ergab, dass die Kennzeichnung insbesondere im Hinblick auf Verständlichkeit am besten abschnitt. Der Nutri-Score basiert im Wesentlichen auf der Forschung von Serge Hercberg an der Universität Paris-Nord und auf den von Mike Rayner entwickelten Nährwertprofilen der britischen Food Standards Agency. Die Verantwortlichen erwarteten weitreichende Auswirkungen auf die Rezepturen vieler Produkte. Jedoch lehnte die Lebensmittelindustrie den Nutri-Score zunächst ab. Wenige Wochen nach der offiziellen Anerkennung verpflichteten sich die Einzelhandelskonzerne Auchan, Intermarché, E.Leclerc und der Fleischwarenhersteller Fleury Michon, das System flächendeckend anzuwenden. 2018 kamen die ersten entsprechend gekennzeichneten Produkte in den Handel. Letztendlich sorgten Supermärkte und Discounter für eine flächendeckende Verbreitung des Nutri-Score in Frankreich. 2019 folgte Belgien dem Vorbild seines Nachbarlandes und führte den Nutri-Score ein. Spanien und Portugal haben sich ebenfalls dazu entschieden, das System einzuführen.
In Deutschland wurde 2018 ebenfalls die Einführung einer Ampelkennzeichnung diskutiert, von der zuständigen Ministerin Julia Klöckner aber zunächst verworfen. Stattdessen beauftragte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Max Rubner-Institut, die bestehenden Systeme zur Kennzeichnung von Nährwerten zu bewerten und ein eigenes System zu erarbeiten. Dieses sollte im Laufe des Jahres im Vergleich zum Nutri-Score und anderen Systemen von Verbrauchern getestet werden. Auf Basis der Ergebnisse dieser qualitativen und quantitativen Verbraucherbefragung kündigte Julia Klöckner im September 2019 schließlich einen Verordnungsentwurf für die Einführung des Nutri-Score in Deutschland an. Unternehmen sollen aber freiwillig entscheiden können, ob sie das Verfahren einsetzen, da die Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) den freien Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union schützt. Daher musste die deutsche Verordnung von der Europäischen Kommission notifiziert werden. Sie gilt seit November 2020.
Vor dem Hintergrund der Debatte um die Einführung in Deutschland erreichte die Erklärung von Danone und Iglo, den Nutri-Score einzuführen, größere Aufmerksamkeit. Im Februar 2019 brachte Danone erstmals Fruchtzwerge mit Nutri-Score auf den Markt. Zeitgleich veröffentlichte Iglo den Nutri-Score aller 140 Produkte auf der eigenen Website. Im April erließ das Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen die Einführung des Nutri-Score bei Iglo, da es sich um sogenannte Health Claims handle. Das Unternehmen legte Berufung gegen die Entscheidung ein und einigte sich schließlich außergerichtlich mit dem sogenannten Schutzverband gegen Unwesen in der Wirtschaft.
Im Jahr 2019 startete der Europäische Verbraucherverband (BEUC) in Zusammenarbeit mit sieben nationalen Verbraucherschutzverbänden eine europäische Bürgerinitiative zur Unterstützung des Verfahrens. Die Europäische Kommission sollte verpflichtet werden, sich mit einer verpflichtenden Einführung des Nutri-Score in der gesamten Europäischen Union zu befassen. Diese Initiative wurde am 20. April 2020 zurückgezogen.
Im März 2021 startete ALDI mit dem Nutri-Score und erklärte, schrittweise seine Nahrungsmittel-Eigenmarken so kennzeichnen zu wollen, um sie so besser vergleichbar zu machen. Auch LIDL, REWE und Edeka haben oder wollen ihre Lebensmittel ebenso mit diesem Label versehen.