Arbeitsmarkt: Bis 2029 müssen rund 700.000 Ingenieure altersbedingt ersetzt werden

23.04.2015 - Deutschland

Zum Auftakt der Hannover Messe am 13.04.2015 forderte VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer drei Maßnahmen zur nachhaltigen Sicherung des technischen Nachwuchses auf Basis des neuen Szenariotools „Ingenieur – ein Beruf mit Zukunft?“. Das vom VDI gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) entwickelte Tool erlaubt erstmals einen Blick auf die Zukunft des Ingenieurarbeitsmarkts bis 2029.

Um zukünftig Herausforderungen wie Mobilität, Energiewende oder die Digitale Wirtschaft zu bewältigen, muss es laut Ungeheuer gelingen, erstens mehr junge Menschen und vor allem mehr Frauen für ein Studium der Ingenieurwissenschaften zu begeistern und zweitens die Studienabbrecherquote zu senken. Drittens muss die technische Bildung in den Schulen einen breiteren Raum einnehmen.


Die Zahl der Studienanfänger und Absolventen in den Ingenieurwissenschaften wird künftig sinken, außerdem scheiden immer mehr ältere Ingenieure aus dem Arbeitsleben aus. „Die starke Generation der Babyboomer tritt sukzessive ab und die demografische Entwicklung wird sich damit verschärfen. Bis ins Jahr 2029 müssen 710.000 Ingenieure altersbedingt ersetzt werden – 42 Prozent des aktuellen Bestands“, so Ungeheuer. Um sich mittel- bis langfristig auf die Entwicklungen des Ingenieurarbeitsmarkts einstellen zu können und die wichtigsten Stellschrauben zu erkennen, zeigt das neueTool drei Szenarien für den Zeitraum von 2015 bis 2029 auf: Ein Basismodell, ein Modell, das einen Absolventenboom auf eine lahmende Volkswirtschaft treffen lässt und ein Modell, das einen Absolventenschwund einer boomenden Volkswirtschaft gegenüberstellt. „Das für uns wichtigste und gleichzeitig alarmierendste Ergebnis lautet: Egal welches Szenario wir zugrunde legen, es gibt immer eine Unterdeckung an Ingenieuren und die liegt zwischen 84.000 und 390.000 Ingenieuren“, so Ungeheuer.


Studium der Ingenieurwissenschaften bleibt eine gute Wahl


Mit dem Szenariotool kann berechnet werden, welche Faktoren kumuliert bis 2029 die stärkste quantitative Wirkung auf das Arbeitskräfteangebot haben. Würde man die abschlussbezogene Erfolgsbilanz ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge um fünf Prozent erhöhen, stünden dem deutschen Arbeitsmarkt rund 42.400 Ingenieure zusätzlich zur Verfügung. Würde es in Zukunft gelingen, den Anteil der Ingenieurwissenschaften an allen Studienanfängern um fünf Prozent zu erhöhen, würden so rund 29.400 zusätzliche Ingenieure gewonnen. „Die Ergebnisse unseres Szenariotools verdeutlichen, dass die Aufnahme eines Ingenieurstudiums aus Absolventensicht auch künftig eine überaus attraktive Wahl bleibt“, so der VDI-Präsident.


Zuwanderung muss künftigen Absolventenrückgang kompensieren


IW-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Klös kam auf Grundlage der sich abzeichnenden Entwicklungen zum Schluss: „Sinken die Absolventenzahlen wie erwartet, benötigt Deutschland eine jährliche Nettozuwanderung in Höhe von mindestens 15.000 Ingenieuren, um seine Arbeitskräftebasis im Ingenieurbereich langfristig zu sichern.“ Großes Potenzial sieht Klös bei den ausländischen Studierenden, die an deutschen Hochschulen ausgebildet werden und bei Ingenieuren, die mit einem ausländischen Abschluss nach Deutschland kommen. Die Stärkung der Zuwanderung sollte sowohl über die Hochschulen, als auch direkt aus dem Ausland erfolgen. „Die Bildungspolitik darf auf den Rückgang des heimischen Potenzials an Ingenieurstudierenden nicht mit einer Kürzung der Studienkapazitäten reagieren. Vielmehr sollte sie die aktuellen Studienkapazitäten der Hochschulen weiterfinanzieren und diese um ausländische Studierende werben lassen“, so Klös.

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