Umweltinstitut deckt Absprachen mit Industrie zu Glyphosat auf
EU-Gesundheitskommissar täuscht Europa-Parlament und Öffentlichkeit
Dazu erklärte Jurek Vengels, Referent für Verbraucherschutz beim Umweltinstitut: „EU-Kommissar Andriukaitis spielt ein falsches Spiel: Er täuscht der Öffentlichkeit vor, in ihrem Interesse zu handeln und mehr Transparenz einzufordern, macht aber in Wirklichkeit gemeinsame Sache mit der Glyphosat-Industrie. Dass er nun auch noch versucht, das Europa-Parlament darüber hinwegzutäuschen, ist absolut inakzeptabel.“
Im April hatte EU-Kommissar Andriukaitis die Glyphosat-Hersteller in einem offenen Brief dazu aufgefordert, der Öffentlichkeit Einblick in die bisher geheim gehaltenen Studien zum Krebsrisiko von Glyphosat zu gewähren. Viele Medien berichteten über die ungewöhnliche Initiative, die den Eindruck erweckte als reagiere der Kommissar damit auf Kritik aus der Zivilgesellschaft an der Geheimhaltung dieser Industriestudien. Noch am selben Tag antwortete die Industrie ebenfalls mit einem offenen Brief und schlug vor, Leseräume für die Studien einzurichten.
Der Grüne Europa-Abgeordnete Martin Häusling wunderte sich ebenso wie viele Umweltverbände über die prompte Reaktion und vermutete, dass die Hersteller vorab über das Schreiben von Andriukaitis informiert waren. Deshalb stellt er eine kleine Anfrage an die EU-Kommission: „Kann die Europäische Kommission belegen, dass es keine Absprachen mit der Glyphosat Task Force hinsichtlich des Zugänglichmachens der Industrie-Studien zu Glyphosat gab?“
Am Freitag erhielt Häusling endlich die lange überfällige Antwort des Gesundheitskommissars. Darin heißt es: „Die Tatsache, dass die „Glyphosat Task Force“ (GTF) nach Erhalt des Schreibens der Kommission zum Thema Zugang zu Informationen zügig reagiert hat, hängt nicht mit irgendeiner Form von Absprache oder Vereinbarung zwischen der Kommission und der GTF zusammen.“
Diese Antwort von Andriukaitis an das Europaparlament steht in Widerspruch zu den tatsächlichen Vorgängen. Denn Dokumente, die das Umweltinstitut und Global 2000 Ende letzter Woche veröffentlichten, belegen, dass sich die EU-Kommission bereits mehr als zwei Wochen vor dem Brief des Kommissars in einer Telefonkonferenz mit der Pestizidindustrie über das geplante Schreiben und den Vorschlag der Leseräume ausgetauscht hat.
Dazu Helmut Burtscher, Umweltchemiker bei Global 2000: „Wir haben den Gesundheitskommissar dabei ertappt, wie er die Menschen in Europa und ihre gewählten Abgeordneten hinters Licht führt. Mit seinem Verhalten untergräbt der Kommissar das Vertrauen in die Institutionen der EU.“ Im Hinblick auf die für Freitag angesetzte Abstimmung über die Zukunft von Glyphosat fordern Umweltinstitut und Global 2000, die Zulassung auslaufen zu lassen. Dazu Burtscher: „Die Europäische Union hat jetzt die Chance zu beweisen, dass ihr die Umwelt und die Gesundheit der Europäerinnen und Europäer wichtiger ist als kurzfristige Profitinteressen von Monsanto und Co.“
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