Kuh-Kompass sorgt für Tierwohl
/Beemster / Cono Kaasmakers/Beemster Christa Langen
Messen und vorbeugen mit dem Kuh-Kompass
Genau wie alle anderen 460 Bauern der bäuerlichen Beemster-Genossenschaft, die zumeist Familienbetriebe sind, kümmern sich Annie und Henk gut und aufmerksam um das Wohl ihrer Milchkühe, denn nur glückliche Kühe geben leckere Milch für köstlichen Beemster-Käse. Doch wie kann ein Bauer auch bei einer vergleichsweise kleinen Betriebsgröße von durchschnittlich 100 Tieren wirklich den Überblick behalten, wie es den einzelnen Kuh-Damen geht? Vorsorgen ist besser als Bekämpfen, dachte man sich bei Beemster, und entwickelte daher bereits 2009, nun im 10. Jahr, gemeinsam mit einem fachlich exzellent versierten Tierarzt den "Kuh-Kompass", ein Messinstrument für Tierwohl, mit dessen Hilfe das Wohl von Bertha, Lotte & Co. engmaschig überwacht wird. Bereits im Jahr zuvor hatte Beemster auf seinen Höfen "Caring Dairy" eingeführt, das erste Nachhaltigkeitsma-nagement-System der Welt für Milchhöfe. Schon damals begann man mit der systematischen Verbesserung der Nachhaltigkeit für Milchkühe, Umwelt und Menschen.
Was misst der Kompass?
Tierwohl ist heutzutage endlich im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. Bei Beemster ist es schon längst Teil der täglichen Arbeitsroutinen auf den Höfen. Zweimal jährlich beantwortet jeder Milchbauer in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt vielfältige Fragestellungen rund um die sieben Themen Melken, Futter & Wasser, Unterbringung, Tierwohl, Arbeitsabläufe, Krankheitshäufigkeit und Jungviehaufzucht. Läuft Bertha vielleicht ein wenig humpelig? Sieht Lottes Euter auch gut aus? Euter, Hufe sowie Knie und Beine sind die empfindlichsten und somit kritischsten Stellen für das körperliche Wohlbefinden einer Milch-Kuh. Bleiben diese gesund, senkt man für das Tier deutlich das Infektionsrisiko und dadurch notwendige Behandlungen entfallen. Das Tierwohl wird insgesamt erhöht, Zeitaufwand und Geldeinsatz für den Bauern werden minimiert. Auch die äußeren Umstände werden begutachtet. Wie sauber ist der Melkstand? Haben die Tiere genügend Platz in ihren Liegeboxen? Nur in artgerechter, gut gepflegter Umgebung können Milchkühe gedeihen und zufrieden leben.
Kuh-Kompass offen für alle
Die Messergebnisse werden in einem Siebeneck zusammengetragen, das in etwa einem Spinnennetz ähnelt. Es gibt eine Ideallinie für das jeweilige Oberthema und je näher die Ergebnisse an die Ideallinie reichen, desto besser. So kann jeder Bauer auf einen Blick ganz leicht erkennen, an welchen Stellen auf seinem Hof noch Verbesserungsbedarf für das Wohl seiner Kühe besteht. Prophylaxe heißt das Zauberwort, welches der Kern dieser Vorgehensweise ist. Annie freut sich: "In den letzten Jahren konnten wir dank des Kuh-Kompass die Häufigkeit notwendiger Behandlungen bei unseren Milchkühe deutlich senken. Sie sind einfach gesünder!" Nur was nützt es, wenn es dadurch ausschließlich den Beemster-Kühen immer besser geht? Wenn die Nachhaltigkeit und speziell das Tierwohl bei Milchkühen in der gesamten Branche auf breiter Ebene verbessert werden sollen, sind Einheitlichkeit und Standardisierung vonnöten. Daher gab Beemster 2012 den Kuh-Kompass als Tool für alle frei, so dass die Entscheidungsfreiheit über dieses nutzbringende Instrument heute bei der "Stichting Koe Kompas" (Stiftung Kuh-Kompass)liegt und alle Milchbauern in den Niederlanden diesen nutzbringenden Kompass einsetzen können. Der Kuh-Kompass ist in den Niederlanden längst offiziell anerkannt und ersetzt in seiner Anwendung auch die bisher für Milchhöfe verpflichtenden "periodischen Betriebsbesuche" des Tierarztes.
Bertha und Lotte freut das. Sie kennen es nicht anders. Bei Beemster praktiziert man das bereits seit fast 10 Jahren, misst, verbessert, ändert, und misst wieder. Und das macht Kühe glücklich, auch im Winterstall, wenn Weidegang mangels Futter erst wieder ab dem Frühjahr stattfinden kann.
** also eingelegtes Gras: Gras-Silage ist in etwa das in Bezug auf Gras, was Sauerkraut zu Weißkohl ist