GEA: Ergebnis 2018 und Maßnahmenpaket

15.03.2019 - Deutschland

Der Technologiekonzern GEA hat endgültige Zahlen des Geschäftsjahres 2018 bekanntgegeben. Zudem hat der neue Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert seine Analyse des Status quo präsentiert, erste Sofortmaßnahmen dargestellt sowie einen Kapitalmarkttag für September 2019 angekündigt, bei dem er gemeinsam mit dem am 20. Mai beginnenden neuen Finanzvorstand Marcus A. Ketter die Aktualisierung der Strategie zur nachhaltigen Stärkung der Profitabilität vorstellen wird. Schon Ende Juni soll eine Anpassung der Organisationsstruktur präsentiert werden.

Erfreuliches Umsatzwachstum 2018 und gleichbleibende Dividende

GEA bewegte sich 2018 insgesamt in einem guten Marktumfeld, das jedoch im Verlauf des Jahres zunehmend schwieriger wurde. Der Auftragseingang stieg um 3,5 Prozent auf 4.917,7 Mio. EUR, die Entwicklung der Auftragseingänge verlor jedoch insbesondere gegen Ende des Jahres an Fahrt. Der Umsatz legte um 4,9 Prozent auf 4.828,2 Mio. EUR zu, wobei die Produktgruppen Homogenizers sowie Food Processing & Packaging besonders stark gewachsen sind. Insgesamt verzeichneten nahezu alle Produktgruppen und Applikationszentren Umsatzzuwächse, mit Ausnahme der Applikationszentren (APCs) Dairy und Utilities. Das operative EBITDA lag mit 518,2 Mio. EUR um 8,0 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das entspricht einer operativen EBITDA-Marge von 10,7 Prozent.

„Vor allem das APC Dairy verfehlte die Ergebniserwartungen deutlich. In geringerem Maße machten sich darüber hinaus in den Produktgruppen Separation, Flow Components und Milking und Dairy Farming Preisdruck-, Produkt-Mix- und Wechselkurseffekte bemerkbar. In den nächsten Wochen gilt es, die Ursachen für die rückläufige Entwicklung zu analysieren und geeignete Maßnahmen zur nachhaltigen Ergebnisverbesserung dieser Kernaktivitäten einzuleiten“, kommentierte Stefan Klebert.

Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2018 eine im Vergleich zum Vorjahr unveränderte Dividende in Höhe von 0,85 EUR je Aktie zu zahlen. Damit überschreitet GEA seinen grundsätzlich angestrebten Zielkorridor für die Dividende, der zwischen 40 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses liegt. Das Unternehmen unterstreicht damit das unverändert bestehende Vertrauen in seine operative Stärke.

Ausblick 2019

Für das Geschäftsjahr 2019 erwartet GEA einen Umsatz moderat unter dem Wert des Vorjahres, ein EBITDA vor Restrukturierungsaufwand zwischen 450 und 490 Mio. EUR sowie einen ROCE von 8,5 bis 10,5 Prozent. Die Differenz bei der erwarteten Ergebnisspanne für 2019 zwischen diesem Ausblick und den in der Ad-hoc-Meldung am 6. Februar kommunizierten Werten (440 bis 480 Mio. EUR) ergibt sich aus der erstmaligen Anwendung von IFRS 16 (plus 59 Mio. EUR) sowie durch die Einbeziehung bisher nicht berücksichtigter strategischer Projekte (minus 49 Mio. EUR).

Neuausrichtung von GEA

In den kommenden Monaten wird Stefan Klebert, seit dem 15. November 2018 im Vorstand von GEA und seit dem 18. Februar 2019 dessen Vorsitzender, gemeinsam mit dem Führungsteam eine Anpassung der Organisationsstruktur und eine Aktualisierung der Strategie für GEA ausarbeiten. Dabei wird das Unternehmen auf seiner Technologieführerschaft, starken Positionen in attraktiven Märkten und dem margenstarken Servicegeschäft aufbauen. 

„GEA hat kein Nachfrage-, sondern ein Ergebnisproblem. Aber das ist lösbar“, sagte Stefan Klebert. „Die Nachfrage ist stabil, wir sind grundsätzlich in den richtigen Märkten unterwegs. GEA ist in sehr vielen Bereichen die Nummer Eins oder Zwei. Das ist eine starke Basis. Aber wir müssen unsere Margen wieder verbessern. Ich habe seit November standortübergreifend mit vielen Führungskräften, Arbeitnehmervertretern und Mitarbeitern gesprochen. Wir haben Probleme und Ineffizienzen erkannt, die GEA bremsen. Wir haben einen klaren Fahrplan, wie wir die Themen angehen. Bei einigen wird das schneller gehen, bei anderen wird es Zeit brauchen.“

Schon jetzt werden einige Sofortmaßnahmen umgesetzt.

Grundzüge der neuen Organisationsstruktur

Die derzeitige Aufteilung des Geschäfts in die beiden Business Areas Equipment und Solutions soll durch eine divisionale Struktur ersetzt werden. Ziel der Anpassung sind eine größere Transparenz und eine erleichterte Steuerung einzelner Geschäfte. Zudem soll die unternehmerische Verantwortung der Führungskräfte gestärkt werden. Bislang war die GuV-Verantwortung unterhalb des Vorstandes nicht ausreichend. Die kundennahe Bündelung der Aktivitäten in Landesorganisationen wird GEA beibehalten. Zudem wird GEA die Geschäftsfelder hinsichtlich einer möglichen Stärkung des attraktiven Servicegeschäfts analysieren. Eine Festlegung der neuen Struktur und die Benennung der wesentlichen Verantwortlichkeiten wird bis Ende Juni erfolgen. 

„Unsere Mitarbeiter denken unternehmerisch“, sagte Stefan Klebert. „Wir müssen unseren Führungskräften klare Umsatz- und Ergebnisverantwortung zurückgeben, damit sie auch entsprechend unternehmerisch handeln können.“

Personelle Veränderung im Vorstand

Bereits am 13. März haben sich der Aufsichtsrat der GEA und Niels Erik Olsen, im Vorstand bisher verantwortlich für die Business Area Solutions, einvernehmlich über dessen sofortiges Ausscheiden aus dem Unternehmen verständigt. Stefan Klebert wird das Ressort zusätzlich zu seiner Rolle als Vorstandsvorsitzender übernehmen. Eine Neubesetzung des Ressorts entfällt, der Vorstand wird dadurch von fünf auf vier Mitglieder verkleinert. 

Synergiehebel Einkauf und Produktion

Ein weiterer Schwerpunkt der Neuausrichtung betrifft den Einkauf. Das Einkaufsvolumen der gesamten Gruppe beträgt rund 2,5 Milliarden Euro. Durch die stärkere und sinnvolle Zusammenfassung der derzeit drei Einkaufsorganisationen und die Reduzierung der Anzahl an Lieferanten sollen Skaleneffekte realisiert werden. Mögliche Einsparziele sollen auf Basis einer sorgfältigen Analyse zum Kapitalmarkttag bekanntgegeben werden.

Anders als bisher wird GEA die zwei auf die Business Areas ausgerichteten Produktionsorganisationen zusammenfassen. Das ist die Basis, um die bereits begonnene Optimierung des Produktionsnetzwerks zu beschleunigen. Dieses ist aktuell sehr europalastig und teils kleinteilig. Mittel- und langfristig soll eine größere Nähe zwischen Produktionsstandorten und Absatzmärkten hergestellt werden.

Überprüfung des Portfolios

Ebenfalls zum Kapitalmarkttag wird der Vorstand auch Grundsatzüberlegungen zu Kerngeschäften und möglichen Nicht-Kerngeschäften vorstellen. Grundlage dafür ist eine detaillierte Analyse des Portfolios, die bereits angestoßen wurde. Es gilt ab sofort ein Akquisitionsstopp: Bis zum Abschluss der Neuausrichtung der Organisation wird es keine nennenswerten Zukäufe geben.

Stefan Klebert: „Das Portfolio von GEA ist sehr breit aufgestellt. Profitabilität und Synergien sind von Geschäftsbereich zu Geschäftsbereich sehr unterschiedlich. Wir werden daher prüfen, wo Synergiepotenzial liegt und welche Bereiche einen Wertbeitrag für die Gruppe leisten.“

Verbesserung von IT, HR und Finanzen

Erheblicher Verbesserungsbedarf besteht bei der Servicequalität im Shared Service Center in den Bereichen IT, HR und Finanzen. Als Sofortmaßnahme im Bereich IT hat der Vorstand die Neueinstellung von rund 50 zusätzlichen IT-Mitarbeitern an verschiedenen GEA Standorten beschlossen. Ein Teil dieser Mitarbeiter hat die Arbeit bereits begonnen. Zudem sollen Verträge mit dem Outsourcing-Dienstleister neuverhandelt werden, um in allen drei Bereichen zufriedenstellende Servicelevel zu erreichen. Gemeinsam mit dem Dienstleister wurde unter Leitung von Stefan Klebert dafür eine Arbeitsgruppe aufgesetzt, um die Probleme schnell zu beheben. Ein weiteres Kernthema in der IT wird ab Mai auch die Harmonisierung der ERP-Landschaft innerhalb der Gruppe sein. Dies wird der neue Finanzvorstand Marcus A. Ketter federführend übernehmen. Ziel ist es, zum Kapitalmarkttag einen klaren Fahrplan vorzustellen, um die aktuell knapp 100 unterschiedlichen und teilweise alten ERP-Systeme zu konsolidieren. 

Mehr Transparenz für den Kapitalmarkt

Marcus A. Ketter wird sich zudem auf die Verbesserung der finanziellen Transparenz von GEA fokussieren. GEA wird die Segmentberichterstattung überarbeiten, sich künftig auf nicht-adjustierte Zahlen konzentrieren und neue Steuerungskennzahlen etablieren: Das Unternehmen wird ab sofort das EBITDA nur noch um Restrukturierungskosten bereinigen. Bisher hatte der Konzern das EBITDA auch um sogenannte strategische Kosten bereinigt, die sich zuletzt im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewegten. Anstelle der Cash-Flow-Treiber-Marge wird die etablierte Kennzahl Return on Capital Employed (ROCE) treten. 

„Wir wollen das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückgewinnen“, sagte Stefan Klebert. „Es liegt viel Arbeit vor uns. Aber ich bin vom Zukunftspotenzial von GEA überzeugt. Wir haben motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit beeindruckendem Know-how und bewährte Produkte, Services und Technologien. Gemeinsam werden wir GEA zurück auf die Erfolgsspur bringen.“

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