Alles bioregional, oder was?
UW/H
Urban Farming liegt im Trend: Denn Gärtnern in der Stadt fördert nicht nur die grüne Lunge. Konsumenten lernen ebenfalls, Lebensmittel wertzuschätzen und sich nachhaltig zu ernähren. Wie Hochschulen Urban Farming für die Gemeinschaftsverpflegung nutzen können, erarbeitet die Universität Witten/Herdecke (UW/H) derzeit praxisnah in Kooperation mit der Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung Annener Berg. Ziel der Erzeugerpartnerschaft ist, ein modellhaftes Konzept für neue Bündnisse in der urbanen Landwirtschaft sowie ein Leitbild für eine nachhaltige Ernährung an der UW/H zu entwickeln.
„Als Universität mit einer sehr großen Fakultät für Gesundheit hat gesundes Essen für uns natürlich eine hohe Priorität. Aus diesem Grundgedanken heraus entstand die Idee, das Essen in unserer Cafeteria auf nachhaltige und regionale Produktion umzustellen. Wir möchten aber nicht nur bioregional einkaufen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und selbst gesunde Nahrungsmittel produzieren. Es geht uns darum, Verantwortung zu übernehmen – für die Umwelt, aber auch für die Gesundheit unserer Universitätsangehörigen“, sagt Jan Peter Nonnenkamp, Kanzler der UW/H.
Der erste Meilenstein für eine „Nahrhafte Universität“ ist bereits gesetzt. Seit dem Sommersemester 2019 steht Landwirtschaft an der UW/H im Studium fundamentale (Stufu) auf dem Lehrplan. Im Gärtnerkurs können Studierende Agrarkultur praktisch erlernen und sich so an der Herstellung ihres eigenen Essens beteiligen.
Am Menschen orientierte Landwirtschaft
Benjamin Greulich, Mitglied des Vorstandes und Koordinator bei der Wittener Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung Annener Berg: „Gemeinsam mit der UW/H fördern wir eine am Menschen orientierte Landwirtschaft, die ökologisch-nachhaltig Ressourcen bewahrt und aufbaut. Mit dem bioregionalen Anbau wollen wir Problemen wie ungesunder Ernährung, zu hohem Fleischkonsum am Arbeitsplatz sowie unkontrollierter Wertschöpfung und unökologischer Logistik der Lebensmittel entgegenwirken.“
Das Projekt zeigt erste Erfolge: 12 Studierende nehmen bereits jeden Donnerstag im Stufu-Kurs Schaufel und Harken in die Hand, um frisches Gemüse auf dem Acker am Vöckenberg in Witten zu ernten. Der wird von der Wittener Entwicklungsgesellschaft für nachhaltige Bildung Annener Berg und ihrem Partner, dem Demeter Gärtnerhof Witten/Annen, mitbetreut. Aktuell sucht die UW/H nach einem Erntefeld in der Nähe des Campus, um es künftig als „Bildungsacker“ zu nutzen – ebenfalls in enger Zusammenarbeit mit der Entwicklungsgesellschaft.
Gemüsenetz für Studierende und Mitarbeitende
Die Ernte kommt wiederum Studierenden und Mitarbeitenden zugute. Seit April haben sie die Möglichkeit, jede Woche ohne Abonnement ein Gemüsenetz mit frisch geernteten Zutaten zu bestellen und immer freitags in der Cafeteria abzuholen.
Auch in der Gemeinschaftsverpflegung der Uni Witten/Herdecke soll bioregionales Gemüse künftig eine bedeutende Rolle spielen. Bereits jetzt bietet die vom Hochschulwerk betriebene Cafeteria Menüs mit Zutaten aus bioregionalem Anbau an. „Die Uni wächst immer weiter und damit auch die Cafeteria. Diese Transformation wollen wir als Hochschulwerk ernährungsbewusst mitgestalten. Perspektivisch denken wir auch darüber nach, eine multifunktionale Lernküche zu installieren“, betont Dr. Frank Tolsdorf, kaufmännischer Vorstand des Hochschulwerks.
Leitbild entwickeln für nachhaltige Ernährung
Neben dem Bildungsacker und Gemüsenetz erarbeitet die UW/H zusammen mit der Entwicklungsgesellschaft derzeit weitere neue, modellhafte Wirtschaftsformen, um eine umwelt- und gesundheitsfördernde Ernährung an der Uni Witten/Herdecke zu etablieren. Unter der Koordination des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) entwickelt die Uni außerdem ein Leitbild, das dazu animieren soll, nachhaltiger zu essen. Dies soll mit einem entsprechenden Konzept ebenfalls in der Lehre verankert werden.
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