Horror Schweinemast

Wie Jahr für Jahr Millionen Tiere brutal entsorgt werden

24.10.2019 - Deutschland

Knüppelschläge; quälerische Tötungsversuche mittels Bolzenschuss; zappelnde Schweine in minutenlangem Todeskampf; kranke und verletzte Tiere, die über eine Woche lang sich selbst überlassen bleiben: Diese Bilder aus zwei deutschen Schweinemastanlagen stammen aus der aktuellen Rechercheveröffentlichung von Animal Rights Watch e.V. (ARIWA). Sowohl die Tötungen und Tötungsarten als auch die Nichtbehandlung der Tiere stellen klare Verstöße gegen das Tierschutzgesetz dar. Dabei handelt es sich keineswegs um Einzelfälle: Jährlich sterben 13,6 Millionen Schweine in deutschen Zucht- und Mastanlagen, bevor sie das vorgesehene Schlachtalter erreichen. Viele dieser Tiere haben zu Lebzeiten erheblich gelitten. Sie sterben an unversorgten Wunden, Entzündungen und Krankheiten, die aus Kostengründen nicht behandelt werden. Nur eine Komplettabkehr von der Tiernutzung kann diese Zustände beenden.

Animal Rights Watch

Horror Schweinemast - Wie Jahr für Jahr Millionen Tiere brutal entsorgt werden

Aufnahmen von versteckten Kameras in zwei Schweinemastanlagen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zeigen, dass in beiden Betrieben schwer kranke, verletzte und verwundete Schweine über eine Woche nicht behandelt werden. Schweine, die nicht von alleine gesund werden oder sterben, werden auf brutale Weise getötet.

In der Schweinemast in Mecklenburg-Vorpommern ist zu sehen, dass drei kranke Schweine zwar in einer Krankenbucht separiert sind, behandelt werden ihre schweren Wunden und Entzündungen jedoch nicht - mehr als eine Woche lang. Eines der Schweine hat handtellergroße offene Wunden an den Beinen, die durch den Schmutz schmerzhaft entzündet sind. Ein anderes Schwein kann sich mit seinen geschwollenen Gelenken nur noch robbend fortbewegen. Auch die vorgeschriebene weiche Unterlage oder Einstreu für kranke Tiere fehlt. "In Krankenbuchten wie dieser werden Tiere offenbar nur 'abgestellt' und sich selbst überlassen", sagt Sandra Franz, Pressesprecherin von ARIWA. Eine Folge: Die Schweine fressen sich über mehrere Tage ungehindert gegenseitig Ohren und Beine an.

Auch die Tötung eines der Schweine wurde von versteckten Kameras dokumentiert. Ein Arbeiter versucht es mit Knüppelschlägen auf den Kopf zu töten. Nach zehn Schlägen ist es immer noch am Leben und bei Bewusstsein: Es bewegt sich und hebt den Kopf. Mehr als eine halbe Stunde später betäubt der Arbeiter das leidende Schwein mit einem Bolzenschuss. Die vorgeschriebene sofortige Tötung durch einen Kehlschnitt - ehe es wieder erwacht - unterbleibt. Das Schwein stirbt erst nach minutenlangem Todeskampf. Dass in diesem Betrieb regelmäßig Schweine getötet werden, zeigen Aufnahmen aus einem anderen Bereich der Anlage. Dort werden blutüberströmte junge Schweine, sogenannte Läufer, in die Kadavertonnen geworfen.

In der Schweinemast in Brandenburg mit etwa 20.000 Tieren werden ebenfalls regelmäßig Tiere getötet oder sterben gelassen. Das ist Betriebslisten in den Masthallen zu entnehmen. Versteckte Kameras zeigen, dass auch hier kranke Schweine über einen langen Zeitraum nicht behandelt werden. Auch die brutale Tötung von sechs Schweinen konnte in diesem Betrieb dokumentiert werden. Die Tiere werden mit einem Bolzenschuss betäubt, dessen Wirkung aber niemals überprüft wird. Die anschließende Tötung durch einen Kehlschnitt erfolgt entweder gar nicht oder erst so spät, dass sich der Todeskampf verlängert und die Schweine mit zunehmender Wahrscheinlichkeit wieder zu Bewusstsein kommen. Weitere Tiere werden tot oder noch zappelnd auf den Gang geschleift. Im Todeskampf werden sie sich selbst überlassen. Die gleichgültigen Reaktionen der Arbeiter machen deutlich, dass dieses Vorgehen hier Alltag sein muss.

"Hierbei handelt es sich nicht um Einzelfälle", sagt Sandra Franz. 2017 zeigte eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover erstmals, dass in deutschen Zucht- und Mastanlagen jährlich 13,6 Millionen Schweine sterben. Jedes fünfte Tier erreicht gar nicht erst das vorgesehene Schlachtalter [1]. "Entzündete Gelenke und offene Wunden, Nabelbrüche, Klauenerkrankungen sowie blutig gebissene Schwänze und Ohren sind direkte Folgen der üblichen Mastbedingungen. Die betroffenen Tiere sind von vornherein als 'Verluste' einkalkuliert", sagt Sandra Franz weiter. Da eine angemessene tierärztliche Behandlung nicht rentabel wäre, werden sie einem langsamen und leidvollen Tod überlassen. Das ist die logische Folge einer Ideologie, die Tiere als Waren betrachtet: "Über das Leben und Sterben dieser Tiere entscheidet allein ihr wirtschaftlicher Nutzen. Ihr millionenfaches Leid und selbst klare rechtliche Verbote spielen in der Tierindustrie keine Rolle."

Dabei gibt eine einfache Alternative. Wir Menschen können uns rein pflanzlich ernähren - denn niemand braucht Fleisch oder andere Tierprodukte. Und die Politik kann die bio-vegane Landwirtschaft fördern. Nur so kann dieses sinnlose Leid auf Dauer ein Ende finden.

ARIWA hat gestern eine Online-Petition an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gestartet mit der Forderung, die deutschen Tierkörperbeseitigungsanlagen zur systematischen Dokumentation aller angelieferten Tiere zu verpflichten, regelmäßig die tierschutzrelevanten Befunde in den Anlagen zu erheben und die Ergebnisse dieser Erhebungen zu veröffentlichen. [2] Wir freuen uns, wenn Sie auf diese wichtige Petition in Ihrer Berichterstattung hinweisen.

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