«Milchbaron» Theo Müller wird 80 und regelt seine Nachfolge

Theo Müller machte seine Dorfmolkerei zu einem Milliardenkonzern

29.01.2020 - Deutschland

Aus einem Dorfunternehmen mit vier Beschäftigten machte er einen internationalen Konzern mit rund 24 000 Mitarbeitern und einem Milliardenumsatz. Seine Fernsehwerbung berieselte die Deutschen Jahrzehnte lang so ausgiebig, dass der Slogan «Alles Müller, oder was?» zum geflügelten Begriff wurde. Am 29. Januar wird Theobald «Theo» Alfons Müller 80 Jahre alt.

Kurz vor seinem runden Geburtstag regelte Müller, der auch als «Milchbaron» bekannt ist und neun Kinder hat, seine Nachfolge im Aufsichtsrat seines Unternehmens. Zum 1. Februar übergibt Theo Müller sein Mandat in dem Gremium an seinen ältesten Sohn Stefan. Der 52-Jährige hatte für den Konzern bereits die Molkerei im sächsischen Leppersdorf geleitet.

Im Jahr 1971 hatte Theo Müller den Familienbetrieb im Dorf Aretsried übernommen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Fischach im Landkreis Augsburg. Einerseits setzte der Geschäftsmann auf umfangreiche Werbekampagnen, um seine Landmolkerei überregional bekannt zu machen.

Prominente Fußballer wie Namensvetter Gerd Müller, Entertainer Harald Juhnke oder Tennisidol Boris Becker priesen die Produkte aus Schwaben an.

Andererseits setzte das Unternehmen nicht nur auf Massenartikel wie Frischmilch, sondern kreierte neue Produkte in der klassischen Branche. So kam der «Joghurt mit der Ecke» auf den Markt, bei dem etwas Müsli zum Unterrühren in einer Ecke des Bechers mitgeliefert wird, die man umknicken kann. Müllers fertiger Milchreis wurde in den 1980er Jahren ebenfalls zum beliebten Pausensnack und die «Müllermilch», ein Mixgetränk mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, wurde zum Synonym für das ganze Unternehmen.

Der Milchindustrieverband sieht es als beispielhaft für die Branche an, wie das schwäbische Unternehmen solche Artikel mit Kampagnen begleitet eingeführt habe. «Theo Müller wurde da auch oft kopiert», sagt Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser. Der Unternehmer habe es verstanden, seine Produkte für den Markt zu veredeln.

Heute gehören auch Marken wie Weihenstephan, Sachsenmilch oder die Feinkostanbieter Nadler und Homann zur Müller-Gruppe, die ihren Sitz inzwischen in Luxemburg hat und auch in Israel und China aktiv ist.

Für 2018 gibt der Konzern 5,9 Milliarden Euro Umsatz an. Darin sind allerdings auch noch die Zahlen der mittlerweile verkauften Fisch-Fastfood-Kette Nordsee mit mehr als 350 Filialen enthalten. Die neue Bilanz für 2019 liegt noch nicht vor, Ergebniszahlen veröffentlicht die Unternehmensgruppe nicht.

Außerhalb Deutschlands ist Müller besonders in Großbritannien aktiv.

Doch bei den Schwierigkeiten, die der Brexit mit sich bringt, hält sich Müller mit öffentlichen Kommentaren zurück. «Der Brexit ist für alle Unternehmen, die da aktiv sind, das gleiche Thema», sagt Unternehmenssprecher Alexander Truhlar. Die Kollegen bereiteten sich auf den Austritt aus der EU vor. Dabei habe das Unternehmen den Vorteil, dass die gesamte Rohmilch für die britischen Töchter von der Insel komme. In diesem Bereich gebe es keinen Austausch mit Kontinentaleuropa.

In der Vergangenheit musste sich Müller auch immer wieder mit Kritik auseinandersetzen - dabei reagiert das Unternehmen mitunter auch mit Härte. Als 2008 Bauern vor dem Stammsitz in Aretsried für höhere Milchpreise demonstrierten, erhielten einige von ihnen postwendend die Kündigung als Lieferant.

Zwei Jahre später musste sich das Bundesverfassungsgericht mit einer Klage Müllers gegen Greenpeace beschäftigen. Die Umweltschutzorganisation hatte die Produkte des Unternehmens als «Gen-Milch» angeprangert, weil Kühen gentechnisch verändertes Futter gegeben wurde. Das Unternehmen verlor den Prozess. Inzwischen äußert sich Greenpeace wieder positiver über Müller: Einige Produkte des Unternehmens seien bereits auf gentechnikfreie Milch umgestellt worden, erklärt Greenpeace-Sprecherin Stephanie Töwe.

Die Härte Theo Müllers selbst erlebten 1995 auch Gangster, die den Patriarchen bei einer Autofahrt als verkleidete Polizisten stoppten, um Müller zu entführen. Als ihn die bewaffneten Männer in einen Kastenwagen zerren wollten, riss sich Müller los. Der Haupttäter erschoss sich nach der gescheiterten Entführung, gegen mutmaßliche Komplizen gab es Prozesse. Als Müller in einem der Verfahren als Zeuge aussagte, wurde er gefragt, ob er sich als Reaktion nun Leibwächter engagiert habe. Müller verneinte: «Nach der Wahrscheinlichkeit dachte ich, dass mir das nicht zwei Mal passiert.»

Danach sorgte der Privatmann Müller insbesondere mit seinem Umzug 2003 in die Schweiz noch einmal für Schlagzeilen. Er verteidigte dies damals damit, dass seine Erben sonst in Deutschland Erbschaftssteuer in dreistelliger Millionenhöhe zahlen müssten. «Das ist extrem existenzgefährdend für ein Unternehmen, in dem eigentlich alles in Ordnung ist», meinte er damals. (dpa)

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