Pflanzenblätter als Verpackungsalternative zu Plastik

07.02.2020 - Deutschland

Wie lassen sich Lebensmittel länger haltbar machen, ohne auf fossilbasierte Kunststoffverpackungen zurückzugreifen? Seit 2018 hat die Regierung von Benin mit Blick auf die Umweltprobleme durch Verpackungsmüll nicht bioabbaubarer Plastiktüten verboten. Wissenschaftler der Universität Bonn entwickeln nun mit Kollegen aus dem westafrikanischen Land nachhaltige Verpackungen aus natürlichen Materialien wie Bananenblättern. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das Vorhaben „WALF-Pack“ für drei Jahre mit 350.000 Euro.

Barbara Götz

Fermentierter Maisbrei (Akassa) verpackt in Blätter der Pflanze Thalia welwitschii.

„Da Benin zu einem der ärmsten Ländern der Welt gehört, in dem immer noch mehr als eine Million Menschen unterernährt sind, ist der Schutz von Lebensmitteln durch Verpackungen besonders wichtig“, sagt Prof. Dr. Judith Kreyenschmidt, die Leiterin des Projektes vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn. Dieser Schutz ist vor allem beim Transport sehr wichtig, da durch fehlende oder suboptimale Verpackungen wertvolle Lebensmittel verloren gehen. Die übermäßige Nutzung von Plastik als Verpackungsmaterial kann jedoch gerade in Ländern wie Benin, die keine Abfallwirtschaft besitzen, zu starker Umweltverschmutzung führen.

Deshalb ist es ein Ziel des Projektes „West African local food packaging“ (WALF-Pack), alte Techniken der Verpackung mit Pflanzenblättern weiterzuentwickeln und durch die Kombination mit neuen Technologien zu optimieren. Traditionell werden immer noch viele Lebensmittel wie zum Beispiel verschiedene Breie in Blättern von Bananen oder anderen lokalen Pflanzen verpackt. Dies dient dabei nicht nur dem Schutz, Transport oder der Präsentation, sondern manchmal auch dem Geschmack des Produktes.

Das Projekt verfolgt mehrere Ansätze in der Verpackungsentwicklung: Zum einen die Weiterentwicklung der alten Techniken, zum anderen die Implementierung neuer nachhaltiger Materialien wie zum Beispiel Bioplastik in Kombination mit nachhaltigen aktiven Beschichtungen, sogenannten aktiven Verpackungen. Diese beinhalten eine aktive Komponente, die den Verderb des Lebensmittels verlangsamt. Um die optimale Entwicklung der Verpackung für die Gegebenheiten vor Ort zu gewährleisten, ist die Doktorandin Barbara Götz regelmäßig in Benin. Dort wird die Expertise des Netzwerkes aus lokalen Verpackungsunternehmen, Händlern, Produzenten, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und den Wissenschaftlern der Universität Abomey-Calavi gebündelt, um die Lösungen bestmöglich für den lokalen Markt anzupassen.

Verpackungen aus Wasserhyazinthen

Zusammen mit der NGO „Jeunesse Et Emplois Verts Pour Une Economie Verte“ (JEVEV), die aus den getrockneten Stängeln der Wasserhyazinthe Körbe, Taschen und andere Gebrauchsgegenstände herstellt, wird untersucht, ob sich diese Wasserpflanze als lokales Verpackungsmaterial eignet. Die Wasserhyazinthe ist eine invasive Wasserpflanze aus Südamerika, die unter den Umweltbedingungen in Afrika schnell wächst und dort die Seen und Flüsse überwuchert. Aus einer aktuellen Laboruntersuchung geht hervor, dass die geernteten Pflanzen nicht mit Schwermetallen belastet sind und somit einen Einsatz im Kontakt mit Lebensmitteln möglich macht. „Die NGO JEVEV möchte in Zukunft ihr Portfolio durch die Produktion von Papier auf der Basis von Wasserhyazinthen ausweiten, um dadurch zusätzliche ökonomische Strukturen und Arbeitsplätze zu schaffen und dies mit dem Arten- und Umweltschutz zu verbinden“, berichtet Barbara Götz. Diese Voraussetzungen bilden eine gute Grundlage für die Entwicklung einer nachhaltigen Verpackung auf Basis der Wasserhyazinthe.

Das Konsortium

Das Konsortium zu dem Nachhaltigkeitsprojekt besteht aus der Universität Bonn und der Universität Abomey-Calavi in Benin. Es wird durch ein Netzwerk von Produzenten, verarbeitenden Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Verpackungsfirmen unterstützt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das Vorhaben „WALF-Pack“ (Förder-KZ: 2816PROC08) für drei Jahre mit 350.000 Euro.

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