Erstmals kein Eiswein
Bild von Dirk Wohlrabe auf Pixabay
Die meisten Betriebe hatten es wohl schon so kommen sehen: Bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz meldeten nur 50 Betriebe für ihren 2019er Jahrgang Rebflächen von insgesamt 42 Hektar für eine mögliche Eiswein-Lese an. Für sie bedeutet der ausgebliebene Frost einen Totalverlust. Beim Jahrgang 2018 waren es noch rund 683 Winzer gewesen mit einer Fläche von 584 Hektar.
Vor einem Jahr konnten noch in acht Weinbaugebieten Trauben für Eiswein gelesen werden. Los ging es schon am 28. November 2018 bei minus sieben Grad im Anbaugebiet Saale-Unstrut. Am 21. Januar 2019 folgten Winzer in weiteren Anbaugebieten, darunter bei minus 9,5 Grad das Weingut Günther Steinmetz in Brauneberg an der Mosel.
Die Bedingungen für die Eisweinproduktion seien in den vergangenen Jahren schon häufiger nicht optimal gewesen, erklärte das Deutsche Weininstitut (DWI) als zentrale Marketing-Einrichtung der Branche. Im 2017er Jahrgang konnten nach DWI-Informationen bundesweit nur sieben Erzeuger Eiswein ernten - drei in Württemberg, drei in Saale-Unstrut und einer in Baden. Auch Eiswein des Jahrgangs 2014 ist eine absolute Rarität. Zu den guten Eisweinjahren zählen die Jahrgänge 2012 und 2015.
Nach einer Eisweinlese werden die natürlich gefrorenen Trauben sofort gekeltert, was einen stark konzentrierten, süßen Most ergibt.
Je kälter es bei der Beerenlese ist, desto höher die Konzentration von Zucker, Säure und Fruchtstoffen in den Traubenbeeren. Das in den Beeren enthaltene Wasser bleibt als Eis in der Kelter zurück, während der Most, dessen Gefrierpunkt tiefer liegt als der von Wasser, zur Vergärung ins Fass kommt. Die Hefe hat ihre Mühe, einen Most mit so hohem Zuckergehalt zu vergären. Daher haben deutsche Eisweine meist sehr hohe natürliche Restzuckergehalte von über 100 Gramm pro Liter, aber nur relativ geringe Alkoholgehalte von etwa sieben Volumenprozent.
Ein Problem für Eisweinwinzer liegt inzwischen auch darin, dass die Trauben bei höheren Sommertemperaturen früher reif werden. "Dadurch wird der Zeitraum, den die Trauben in einem gesunden Zustand bis zu einer möglichen Eisweinlese überstehen müssen, immer länger", erklärt das Weininstitut. In Jahren mit geringen Erträgen wie 2019 gehen viele Erzeuger auch nicht das Risiko ein, Trauben durch eine eventuell ausbleibende Eisweinlese zu verlieren.
"Wenn sich die warmen Winter in den nächsten Jahren häufen, dürften Eisweine aus den deutschen Weinregionen bald eine noch kostbarere Rarität werden, als sie es sowieso schon sind", erklärt Büscher. Eisweine gelten als besonderes Aushängeschild eines Winzers und sind auch lukrative Exportweine insbesondere nach Japan, China, in die skandinavischen Länder und in die USA./pz/DP/mis (dpa)
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