Von den Forschungseinrichtungen, die zum heutigen Max Rubner-Institut (MRI) gehören und die die wichtigen Lebensmittelgruppen abdecken, lag der Anfang der Milchforschung schon im 19ten Jahrhundert: 1877 startete in Kiel die landwirtschaftliche Versuchsanstalt mit zwei Abteilungen für Agrikulturchemie und Milchwirtschaft. Schon seit mehr als 100 Jahren forschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am bisherigen Standort in Kiel, der heute der zweitgrößte Standort des Max Rubner-Instituts ist. Aktuell befindet sich dort das Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch und das produktübergreifend arbeitende Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie. Auch die „Leitstelle zur Überwachung der Umweltradioaktivität“, die nach der Katastrophe von Tschernobyl besondere Bedeutung bekam, ist heute am Standort Kiel angesiedelt. Die Leitstelle nimmt neben den Arbeiten im Rahmen der Radioaktivitätsüberwachung Forschungsaufgaben auf dem Gebiet der radiochemischen Analytik wahr.
Der Neubau in Kiel wird notwendig, da die bisherige Liegenschaft an der Hermann-Weigmann-Straße nicht mehr den aktuellen Anforderungen an die moderne Forschung gerecht wird. Da der Umbau und die Sanierung nicht wirtschaftlich wären, errichtet die BImA für das MRI ein neues Gebäude in direkter Nähe der Universität („Bremerskamp“). Die Fertigstellung ist für 2026 geplant, dann wird das Bundesforschungsinstitut auf rund 12.000 Quadratmetern im Neubau weiterarbeiten. Dafür investiert die BImA als Bauherrin einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag im Rahmen einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP). „Das Gebäude soll dabei in enger Anlehnung an die Städtebaulich-Freiraumplanerische Rahmenplanung entstehen", erklärt Stefan Kortmann, Hauptstellenleiter des BImA-Geschäftsbereiches Facility Management in Rostock. Darüber hinaus soll der Neubau der Vorbildwirkung des Bundes und den Aspekten der Nachhaltigkeit gerecht werden. Die BImA strebt deshalb eine Zertifizierung nach dem BNB-Standard (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) in Silber an.
An das Grundstück des MRI schließt sich der neu entstehende Campusbereich der Kieler Universität an. „Der neue Standort für das Max Rubner-Institut ist für einen Institutsneubau ideal gelegen. Gleichzeitig leistet die BImA hier einen wichtigen Beitrag, die Christian-Albrechts-Universität als zukunftsweisenden Wissenschaftsstandort zu stärken", ergänzt Stefan Kortmann. Der Neubau bietet damit auch die Chance, die Forschung von Bundesforschungsinstitut und Universität in den Bereichen Ernährung und Lebensmittel enger zu verknüpfen. „Forschung gewinnt immer durch die Zusammenarbeit“, erklärt Professor Pablo Steinberg, Präsident des Max Rubner-Instituts, und ergänzt: „Durch den neuen Standort wird nicht zuletzt der Forschungsstandort Kiel gestärkt.“
Kiels Universitätspräsident Professor Lutz Kipp nannte die Entscheidung für einen Neubau in direkter Nachbarschaft der Universität „eine kluge und wegweisende Entscheidung“. Dadurch würden Synergieeffekte zwischen dem MRI unter anderem mit universitären Schwerpunkten in den Agrarwissenschaften, Lebenswissenschaften und insbesondere in der Evolutionsforschung möglich, für die parallel das Forschungszentrum CeTEB am Bremerskamp entsteht. „Diese Entscheidung ermöglicht genau das, was wir uns von der Idee einer Science City erhofft haben: Nähe erzeugt gemeinsames Denken und Handeln. Die Nähe von MRI und CAU wird hoffentlich viele gemeinsame Projekte ermöglichen. Wir freuen uns auf eine gute und für beide Seiten ertragreiche Nachbarschaft.“ Zudem passen CAU und MRI auch in ihren Ansprüchen an Nachhaltigkeit bestens zusammen, so Kipp: „Wir legen großen Wert auf nachhaltiges Bauen bei unseren eigenen Maßnahmen, und wir freuen uns sehr, dass diese Standards auch in den angrenzenden Neubauten wie dem MRI umgesetzt werden.“
Das Max Rubner-Institut (MRI) ist ein Bundesforschungsinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Der Forschungsschwerpunkt liegt im gesundheitlichen Verbraucherschutz bzw. im Ernährungsbereich. Das MRI berät auf diesem Gebiet fachlich und erarbeitet wissenschaftliche Entscheidungshilfen für das BMEL. Neben dem Hauptsitz des MRI in Karlsruhe, gibt es weitere Einrichtungen in Detmold, Kulmbach und Kiel.