Honigernte in Deutschland durchschnittlich
Klimaveränderungen machen sich auch in der Imkerei bemerkbar
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Dabei wurden, wie schon in der ersten Umfrage nach der Frühjahrsernte, wieder gravierende, regionale Unterschiede bei den Ernteergebnissen sichtbar. Während in Teilen Baden-Württembergs im Mittel weit über dreißig Kilogramm Sommerhonig je Volk geerntet werden konnten, mussten sich bayrische Imker teilweise mit deutlich weniger als zehn Kilogramm je Volk zufriedengeben, ähnlich wie im benachbarten Österreich. Laut dem Landesverband Bayerischer Imker e. V. haben 78 Prozent der Imker*innen in Bayern dieses Jahr insgesamt weniger als 20 Kilogramm Honig je Bienenvolk geerntet. Das sei der schlechteste Ertrag seit 20 Jahren.
Die besten Ernteergebnisse im Frühjahr lagen laut Mayener Umfrage in der Mitte Deutschlands, etwa im Bereich von Thüringen und Sachsen-Anhalt, auch Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland meldeten gute Erträge.
Rechnet man die Ergebnisse der Mayener Umfragen nach der Frühjahrs- und der Sommerernte zusammen und auch die Imkereien mit ein, die gemeldet haben, gar nichts geerntet zu haben, so kommt man auf einen bundesweiten Durchschnittsertrag von 30,7 kg/Volk. Der Jahresmittelwert der vergangenen zehn Jahre liegt im Bundesdurchschnitt bei rund 32 Kilogramm je Volk und Jahr.
Hochgerechnet auf die im Deutschen Imkerbund e.V. (D.I.B.) gemeldeten 850.000 Bienenvölker, sowie für ganz Deutschland, wo derzeit schätzungsweise 1.000.000 Bienenvölker gehalten werden, ergibt dies eine Gesamternte von 26.100 Tonnen (D.I.B.) und 30.700 Tonnen Honig (Deutschland gesamt).
Viele Imker*innen berichten auch, dass sie weniger Sortenhonige ernten konnten, da regional unterschiedlich Trachten durch Trockenheit ganz oder teilweise ausgefallen sind. "Mit diesem Phänomen werden wir in den kommenden Jahren wohl häufiger rechnen müssen, da sich in der Imkerei die Folgen des Klimawandels auf vielfältige Weise bemerkbar machen werden. Das spüren wir bereits jetzt, unter anderem auch bei der Honigernte", sagt Petra Friedrich, D.I.B.-Pressesprecherin. So fehlen z. B. wetterbedingt Raps-, Linden- oder Waldhonige.
Bienen und andere Insekten finden per se in unserer blütenarmen Landschaft weniger Nahrung, insbesondere nach dem Frühjahr. Bei schönem Wetter, das auch dieses Jahr wieder über viele Wochen anhielt, fliegen Bienen zwar intensiv aus, um Pollen und Nektar als Nahrung für ihr Volk zu sammeln. Jedoch reduziert sich bei Trockenheit die Nektarproduktion der Pflanzen, so dass so mancher Ausflug weniger erfolgreich ist.
Zudem hat sich die Raps- und Obstblüte in den letzten Jahren zetlich häufig weiter nach vorn verschoben. Dann sind die meisten Honigbienenvölker in ihrer Entwicklung noch nicht so weit, dass genügend Flugbienen zur Verfügung stehen, die neben der wichtigen Bestäubung Pollen und Nektar sammeln können. Oder Bienenvölker sind durch Verluste über den Winter noch schwach, so dass sie erst mit imkerlicher Unterstützung wieder aufgebaut werden müssen.
Diese Probleme mindern jedoch nicht die Qualität der geernteten Honige. Vielblütenhonige, wie Frühjahrsblüten-, Frühtracht-, Sommerblüten- und Sommertrachthonige schmecken wie guter Wein von Jahr zu Jahr und Region zu Region immer wieder anders, sind nuancenreich und spiegeln die ganze Blütenvielfalt einer Landschaft wieder. Daher sind sie beim Verbraucher äußerst beliebt.
Trotz alledem wird die Imkerei ihre Betriebsweisen zukünftig an die Klimaveränderungen anpassen müssen, um die neu auftretenden Probleme bewältigen und die Bienenvölker gesund erhalten zu können. Aber auch die Bevölkerung kann auf vielfältige Weise Bienen unterstützen.
"Zum einen ist es wichtig, im eigenen Umfeld für Bienen Nahrungsmöglichkeiten zu schaffen", bittet Friedrich. "Zum anderen kaufen Sie Honig beim Imker aus der Region. Dann können Sie sich nicht nur sicher sein, dass sie ein gutes, qualitativ hochwertiges Naturprodukt aus Deutschland erhalten, sondern fördern gleichzeitig eine artenreiche Landschaft. Denn unsere Bienen sorgen mit ihrer Bestäubungsleistung für eine reiche Ernte und den Fortbestand unserer Natur. Wir sollten deshalb wieder mehr darüber nachdenken, was uns unsere regional erzeugten Lebensmittel wert sind und für ein gutes Produkt bereit sein, einen fairen Preis zu bezahlen."