Besserer Wein durch Oregano und Thymian

Der Anbau von Kräutern kann Weinberge für den Klimawandel rüsten und die Weinqualität steigern

22.02.2021 - Deutschland

Weinbau in Steillagen prägt die Landschaft der Mosel, wie auch ihrer Nebenflüsse Saar und Ruwer. Durch starke Niederschläge sind die Weinberge in Steillagen jedoch besonders durch Erosion gefährdet. „Wenn in Folge des Klimawandels Extremwetterereignisse weiter zunehmen, kann das existenzbedrohend für die traditionsreichen Weinbaubetriebe der Mosel-Region sein“, sagt Dr. Manuel Seeger, einer der Koordinatoren des EU-Projekts „Diverfarming“ an der Universität Trier. Co-Koordinator Prof. Dr. Sören Thiele-Bruhn: „Diversifizierung, also der gleichzeitige Anbau weiterer Pflanzen, kann dazu beitragen, dieses und weitere Probleme zu lösen.“

Universität Trier

Thymian blüht unter den Reben.

Drei Jahre lang haben Forschende der Trierer Bodenkunde und Winzer Dr. Cord Treseler versuchsweise Thymian und Oregano unter Rebstöcken des Weinguts Dr. Frey in Kanzem an der Saar angebaut. Die Hoffnung der Wissenschaftler: Erosion zu vermeiden, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten sowie den Ausstoß von Treibhausgasen zu minimieren. Nun liegen erste Ergebnisse vor, die das Potenzial dieser zusätzlichen agrarischen Nutzung aufzeigen.

„Eine Befürchtung war, dass der Anbau von aromatischen Kräutern negative Auswirkungen auf die Weinproduktion haben könnte“, schildert Manuel Seeger. Zwar konnte das Forschungsprojekt eine Konkurrenz zwischen den Kräutern und den Reben hinsichtlich Wasser und Nährstoffen feststellen. Aber die Ergebnisse zeigen auch, dass sich dies sogar positiv auf die Qualität des Weines auswirken kann. Die Verbesserung der Weinqualität erklären die Wissenschaftler mit einer selektiven Verringerung von Kalium sowie einer leichten Veränderung des Säuregehalts im Most. „Zwar wurde durch den Anbau aromatischer Kräuter die Produktivität der Reben geringfügig reduziert, aber dieser leicht negative Effekt wird durch die klare Verbesserung der Mostqualität ausgeglichen. Durch einen hohen Öchslegrad und den richtigen Säuregehalt sind die Grundvoraussetzungen für einen sehr guten Wein da“, sagt Felix Dittrich, der als Doktorand im Projekt forscht. Ob sich der Anbau von Kräutern auch auf den Geschmack des Weines auswirkt, bleibt über den Reifungsprozess abzuwarten.

Während der drei Versuchsjahre war der Weinberg klimatischen Extrembedingungen ausgesetzt: Im Frühsommer 2018 hinterließ ein Starkregen in einer Stunde die Regenmenge, die sonst in einem Monat fällt. Hingegen haben die Jahre 2019 und 2020 Höchstwerte hinsichtlich der gemessenen Temperaturen beziehungsweise der Trockenheit hinterlassen. Da die Diversifizierung keinen negativen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität des Weins hatte, sind nach Einschätzung der Forschenden große Vorteile möglich, wenn der Kräuteranbau endgültig etabliert ist.

„Die Diversifizierung kann den Weinanbau an der Mosel für den Klimawandel rüsten und schafft noch auf anderen Gebieten Mehrwerte“, fasst Seeger zusammen. „Der Kräuteranbau trägt zur Biodiversität bei. Das kommt Insekten zugute.“ Aber auch der Erhalt der typischen Kulturlandschaft und die Verringerung von Emissionen sind weitere positive Auswirkungen. Die Kräuter helfen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern, da zum Beispiel der Stickstoff in der Pflanze fixiert wird.

„Diverfarming“ ist ein durch das Horizon 2020 Programm „Nahrungsmittelsicherheit, Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, Meeres- und Küstenforschung, Binnengewässer und Bio-Ökonomie“ der EU finanziertes Projekt. Neben der Universität Trier und dem Weingut Dr. Frey in Deutschland sind daran Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus sieben weiteren EU-Ländern beteiligt.

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