Arbeitsmodelle nach Corona

Das Büro stirbt nicht aus

14.04.2021 - Deutschland

Vor gut einem Jahr ging Deutschland im Zuge der Corona-Pandemie zum ersten Mal in den Lockdown. Millionen Beschäftigte wurden innerhalb weniger Tage von ihren Arbeitgebern aufgefordert, nach Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Viele Unternehmen beschäftigen sich seitdem mit der Frage, ob und wie sie flexible Arbeitsmodelle nach Ende der Corona-Pandemie ausweiten. Werden Bürobesuche in Zukunft zur Ausnahme und wird Homeoffice die Regel? Ist der Nine-to-Five-Job Geschichte? Was wünschen sich die Arbeitnehmer*innen und welche Konzepte haben die Unternehmen? Die Jobplattform StepStone hat 28.000 Menschen dazu befragt, darunter auch rund 2.000 Recruiter*innen und Manager*innen, die für Personal zuständig sind. Die Ergebnisse der Studie sind repräsentativ für die Erwerbsbevölkerung.

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Menschen wollen nicht vollständig auf persönliche Kontakte verzichten

In den vergangenen Monaten hat fast jeder Zweite das Büro gegen den heimischen Schreibtisch getauscht. Besonders schätzen die Befragten dabei, dass sie Zeit sparen, weil die tägliche Pendelei zum Arbeitsplatz wegfällt (74 Prozent). Aber: Es sieht nicht danach aus, als würden in Zukunft alle Büroräume leer stehen. Denn was die Corona-Pandemie auch zeigt: Wenn Arbeitnehmende nicht mehr tagtäglich ins Büro fahren, fehlt ihnen der persönliche Austausch mit den Kolleg*innen sehr - das sagen mehr als zwei Drittel. Daher wollen auch in Zukunft nur 4 Prozent aller Befragten vollständig aus dem Homeoffice arbeiten. "Das Büro wird nach der Corona-Pandemie eine Aufwertung erfahren. Es wird nicht mehr der Platz sein, an dem die Mitarbeiter*innen nur ihre Schreibtischarbeit erledigen. Das geht gut von zuhause aus", sagt StepStone-Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann. "Vielmehr wird es ein Platz für bewusste Zusammenarbeit und interaktiven Austausch."

Arbeitsort und -zeit: Beschäftigte wollen Wahlfreiheit

Doch wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft genau aus? Die Arbeitnehmenden in Deutschland wollen Flexibilität. Das betrifft sowohl den Arbeitsort als auch die Arbeitszeiten: 83 Prozent der Befragten geben an, Arbeitsbeginn und -ende frei einteilen zu wollen. Auch über den Arbeitsort würden sie am liebsten zukünftig entscheiden können oder zumindest eine feste Zahl an Homeoffice-Tagen zur Verfügung haben (47 Prozent und 36 Prozent). "Die Unternehmen stehen damit zum Teil vor enormen Herausforderungen, diesem Anspruch gerecht zu werden - das betrifft oft den ganzen Arbeitsprozess und geschieht nicht von heute auf morgen", sagt Zimmermann. "Aber: Die Arbeitnehmer*innen haben dafür Verständnis. Eine ehrliche und offene Kommunikation sowie die ernstgemeinte Einbindung der Mitarbeitenden ist deshalb der wichtigste Schritt auf diesem Weg."

Zukünftig Mix aus Büro und Homeoffice

Und so zeigt sich: Auch wenn die meisten Arbeitgeber den Wunsch der Arbeitnehmer*innen und auch Jobsuchenden kennen, möglichst flexibel zu arbeiten - viele wollen und können nicht gänzlich auf die physische Präsenz im Unternehmen verzichten. Jedes fünfte Unternehmen sagt, es sei noch nicht ausreichend für flexible Arbeitsprozesse auf breiter Front aufgestellt. "Insbesondere kleinere und mittelständische Industriebetriebe, die häufig über Schichtarbeit organisiert sind, können das oft noch nicht leisten und brauchen noch Zeit, geeignete Modelle zu entwickeln", sagt Zimmermann. Und gerade in puncto digitaler Infrastruktur sehen viele nach wie vor noch Nachholbedarf.

Was bedeutet das für die Homeoffice-Konzepte nach der Corona-Pandemie? In mehr als jedem vierten Unternehmen soll die Arbeit von zuhause die Ausnahme bleiben. Fast genauso viele wollen es den Mitarbeiter*innen hingegen vollständig freistellen, von wo sie arbeiten. Nur 5 Prozent setzen fortan vollständig auf Homeoffice. "Für die Jobs, in denen Homeoffice theoretisch möglich ist, gilt: In Zukunft gibt es kein 'Entweder-oder' mehr. Die Mehrzahl der Unternehmen wird auf lange Sicht auf hybride Arbeitsmodelle umstellen, die sowohl die Arbeit im Büro als auch Arbeit von zuhause aus ermöglichen", sagt Zimmermann. "Wie schnell und flexibel Unternehmen auf die neu geweckten Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen eingehen, wird am Ende auch über ihre Attraktivität als Arbeitgeber entscheiden."

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