Bio und von der Weide: Milch mit Umweltvorteil
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Zu diesen Ergebnissen kommt eine heute veröffentlichte Studie von Öko-Institut, INFRAS und KTBL, die im Auftrag des Umweltbundesamtes die Ökobilanz verschiedener Formen der Milcherzeugung in Deutschland untersucht hat.
Heimisches Futter und Weidehaltung verbessert Umweltbilanz
Die Analyse zeigt, dass besonders die Art und Weise, wie die Tiere gefüttert werden einen großen Einfluss auf die Umweltbilanz hat: Bei der konventionellen Milchherstellung hat die Bereitstellung des Futters einen Anteil von 18 bis 34 Prozent an den gesamten potenziellen Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch; bei der ökologischen Produktion sind es sechs bis 20 Prozent. Käme vermehrt heimisches Futter wie zum Beispiel Ackerbohnen statt aus Übersee importiertes Soja in den Stall, ließen sich die Treibhausgasemissionen senken.
Dagegen haben in der Bio-Milchwirtschaft die direkten Emissionen, vor allem die Methanemissionen aus der Verdauung der Tiere, einen größeren Anteil: Rund 50 Prozent des Treibhausgaspotenzials pro Kilogramm Milch aus ökologisch wirtschaftenden Systemen – bei den konventionellen Betrieben sind es nur rund 30 Prozent. Der Grund: In der Öko-Milchwirtschaft geben die Kühe weniger Milch pro Futtereinheit. Dieser Effekt wird jedoch durch die genannten Mehremissionen durch die Futtermittelbereitstellung kompensiert.
Außerdem konnte in der Studie gezeigt werden, dass die Milchproduktion mit Weidehaltung sich durch zum Teil deutliche Umweltvorteile auszeichnet. Dies schlägt sich in einem niedrigeren Energieaufwand und Wasserverbrauch pro Kilogramm Milch nieder. Geringer sind zudem Belastungen für Gewässer etwa durch Nitrate oder Phosphor (Eutrophierung) und für Böden durch den Gülleeinsatz und die damit verbundene Ammoniakbelastung (Versauerung).
„Insgesamt hat die ökologische und weidebasierte Milcherzeugung Vorteile für den Umweltschutz und auch aus Sicht des Klimaschutzes kann hier kein Nachteil ausgemacht werden“, bilanziert Dr. Jenny Teufel, Expertin für nachhaltige Lebensmittelproduktion am Öko-Institut und betont: „Beim Einsatz heimischer Futtermittel, aber auch beim Weidegang und dem Einsatz von Heu im Grundfutter liegen wichtige Hebel für Landwirtinnen und Landwirte, die Umweltauswirkungen zu minimieren ohne dass dadurch Nachteile für den Klimaschutz einhergehen. Die durchschnittliche Milchleistung von Kühen in der ökologischen Landwirtschaft weiter zu erhöhen, ist keine geeignete Maßnahme zur Reduktion der Umweltbelastung der Milchproduktion. Der Effekt auf den Klimaschutz ist gering und andere Umweltbelastungen, wie der Flächenbedarf und der Energieaufwand nehmen zu. “
„Versteckte“ Kosten trägt die Gesellschaft
Die Studie untersucht zugleich erstmals, welche Kosten durch die Umweltschäden bei der Milchproduktion entstehen können. Dazu gehören beispielsweise Kosten, die aufgebracht werden müssten, um Treibhausgasemissionen oder den Einsatz von Pestiziden künftig zu vermeiden oder um Schäden im Ökosystem zu reparieren.
Das Ergebnis: Je nachdem wie die Milch hergestellt wird, entstehen Mindest-Umweltkosten zwischen 21 und 34 Cent pro Kilogramm Milch. Milch aus Weidehaltung ist dabei besonders umwelt- und damit kostenschonend: Sie spart bis zu 24 Prozent der Kosten, die zur Behebung von Umweltschäden nötig wären. Bei den ökologischen Betriebsmodellen entstehen bis zu 19 Prozent weniger Umweltkosten. Kombiniert – öko plus Weide – entstehen die wenigsten Kosten für die Erhaltung der Umwelt.
„Diese Kosten sind heute nicht im Preis der Milch enthalten“, erläutert Teufel. „sie müssen dennoch über kurz oder lang von den Menschen in der Gesellschaft gezahlt werden.“ Die Wissenschaftlerin betont, dass in der Studie nicht alle Umweltkosten berücksichtigt werden konnten, etwa der Schutz der Biodiversität oder eine artgerechte Haltung im Sinne des Tierwohls. Gerade letzteres ist mehr als 70 Prozent der Deutschen laut Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums von 2019 wichtig.