Der große Schoko-Nikolocheck: Fünf öko-faire Testsieger - Aufholbedarf trotz Nachhaltigkeitstrend
Schon die Hälfte mit zumindest einer strengen Zertifizierung – Lob für Handelsmarken – Mehr als ein Drittel fällt noch immer durch
Südwind
Teilweise fehlende Transparenz - Lieferkettengesetz gefordert
Fünf Produkte erhielten heuer die doppelt-grüne Bestnote und sind sowohl Fairtrade- als auch Bio-zertifiziert. Im Vorjahr waren es noch vier. Sieben weitere überzeugten zumindest in einem der beiden Bereiche. Für Südwind und GLOBAL 2000 ist besonders begrüßenswert, dass die Schoko-Nikolos der großen Handelsunternehmen mit Bestwertungen punkten. „Öko-Faire Schokolade ist heute erfreulicherweise kein Nischenprodukt mehr, sondern fast flächendeckend erhältlich“, so Angelika Derfler von Südwind und Martin Wildenberg von GLOBAL 2000, „Umso wichtiger ist es, dass die verbleibenden schwarzen Schafe der Schoko-Branche endlich aufholen. Denn schließlich will niemand bewusst Schokolade verschenken, die auf Kinderarbeit zurückgeht, Naturzerstörung befeuert oder gesundheitsgefährdende Pestizide enthält.“
Südwind und GLOBAL 2000 fordern daher ein strenges Lieferkettengesetz, das Unternehmen zur Transparenz verpflichtet und bei Vergehen zur Verantwortung zieht.
EZA ist Musterschüler - Auch einige Bestnoten für Handelsmarken
Obwohl sich die Angebotsvielfalt im Jahresvergleich um sechs Marken von 18 auf 24 vergrößert hat, fällt immer noch mehr als ein Drittel der getesteten Figuren durch. Von den zehn negativ bewerteten Nikolos führen sieben keine Siegel an und verweisen stattdessen auf unternehmenseigene Nachhaltigkeitsprogramme, drei bleiben gänzlich ohne Angaben. Mit der Bestnote versehen wurden der „EZA-Schoko Nikolo“ aus den Weltläden, der „Billa Bio Schoko Nikolo“, der „Spar Natur Pur Bio-Nikolaus“, der „Heindl Weihnachtsmann“ sowie der „BIO Natura“, erhältlich bei Hofer. Wie schon bei vergangenen Checks sticht unter den fünf Testsiegern der „EZA Schoko-Nikolo“ mit zusätzlicher Transparenz heraus. Kundinnen und Kunden können sowohl Kakao als auch Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückverfolgen.
„Trotz der breiten Verfügbarkeit von öko-fairen Produkten bleiben die Schokolade-Konzerne weiterhin Vieles schuldig. Schon vor 20 Jahren haben die Branchen-Größen versprochen, gegen Kinderarbeit im Kakaoanbau vorzugehen“, sagt Südwind-Sprecherin Angelika Derfler. „Heute zeigt sich, dass diese freiwillige Selbstverpflichtung gescheitert ist. Alleine in den beiden wichtigsten Kakaoländern Elfenbeinküste und Ghana arbeiten immer noch etwa 1,5 Millionen Kinder unter besonders ausbeuterischen Bedingungen. Es braucht endlich strenge internationale Standards und klare gesetzliche Regeln gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur.“
Die ökologischen Folgen sind nicht minder problematisch, wie Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000, erklärt: „Die Abholzung von Regenwäldern – auch in Schutzgebieten – ist im konventionellen Kakaoanbau weit verbreitet. Bei Schoko-Produkten ohne Bio-Zertifizierung können umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide zum Einsatz kommen. Viele davon sind so gefährlich, dass ihr Gebrauch in Europa bereits längst verboten ist. Für Menschen und Kinder, die in den Plantagen arbeiten oder in ihrer Nachbarschaft leben, kann das fatale gesundheitliche Folgen haben - in Spuren lassen sich diese Stoffe auch noch in der Schokolade nachweisen.“
Nur unabhängige Siegel garantieren Nachvollziehbarkeit - und Schokolade ohne Gift und Kinderarbeit
Unabhängige Gütesiegel mit strengen Standards sind eine wichtige Entscheidungshilfe für Konsumentinnen und Konsumenten. Bei den im Nikolocheck mit Doppelt-Grün bewerteten Produkten sind Kinderarbeit und der Einsatz von Umweltgiften ausgeschlossen und eine faire Bezahlung sowie unabhängige Überprüfung der Standards garantiert. Manche Unternehmen setzen dennoch lieber auf eigene Nachhaltigkeitsprogramme und verzichten auf unabhängige Siegel, wie etwa die Marken Lindt, Milka und Ferrero. Für Südwind und GLOBAL 2000 sind gut gemachte unternehmenseigene Nachhaltigkeits-Initiativen zwar begrüßenswert in ihrer tatsächlichen Wirkung aber oft schwer beurteilbar. Nur unabhängige Zertifizierungen bieten daher Sicherheit und Nachvollziehbarkeit für die Konsumentinnen und Konsumenten. Daher werden diese im Nikolo-Check in den Vordergrund gestellt.