Wie können Lieferwege regionaler Produkte nachhaltig gestaltet werden?
Studierende entwickelten Handlungsempfehlungen für Belieferung des REWE-Marktes Wiesbaden/Erbenheim mit Produkten lokaler und regionaler Anbieter
marcinjozwiak / Pixabay
Als eine Handlungsempfehlung ergab sich für die Kleinlieferanten die Einführung sog. Mini Hubs in Verbindung mit Crowd Logistik. Bei diesen kleinen Umschlagplätzen würden sich mehrere Kleinlieferanten zusammenschließen und ohne klassische Logistiker je nach freier Kapazität ihre Produkte gemeinsam an die Märkte ausliefern. Auch Cross Docking könnte eingesetzt werden, was zum Ziel hat, Produkte nicht mehr zu lagern, sondern direkt umzuschlagen. Die Kleinlieferanten würden ihre Produkte für die jeweiligen Märkte kommissionieren und die Produkte würden über Umschlagpunkte weitergeleitet. Für solche Mini-Umschlagplätze müssten Großlager im Umfeld der Lieferanten gefunden werden. Bei diesen könnten die REWE-Flotte oder Drittanbieter die Produkte abholen und zum Markt bringen. Direkte Ansprechpartner/-innen im Markt könnten die Kommunikation optimieren, damit die Transparenz erhöht und der Wissensaustausch verbessert wird. Bei einer möglichen Bündelung von Lieferanten würden die Verbände selbst mehr in die Verantwortung genommen werden, indem sie eine Datenbank aufbauen. Das erhöht den Wissensaustausch und verkürzt die Transportwege. Die Studierenden empfahlen zudem, eine mobile Bestell-App einzuführen, welche die Bestellprozesse und Kommunikation vereinheitlicht und eine klare Dokumentation ermöglicht.
Mittelgroße Lieferanten
Bei den mittelgroßen Lieferanten identifizierten die Studierenden eine hohe Kooperations- und Anpassungsbereitschaft, woraus sich folgende Handlungsempfehlungen ergeben: Hinsichtlich der Bestellungen sollten Ansprechpartner/-innen des Marktes die Lieferanten in regelmäßigen Abständen besuchen und eine App, ein System oder eine Web-Anwendung sollte etabliert werden. Bereits genutzte Bestellsysteme könnten um eine solche Anwendung erweitert werden mit dem Ziel, eine kostenintensive Entwicklung zu vermeiden. Mit Blick auf den Transport differenzierten die Studierenden in ihren Empfehlungen zwischen dem System „Gutes aus Hessen-Regal“ sowie „Landmarkt“, da beide unterschiedliche Vorgaben mitbringen. Für Lieferanten des „Gutes aus Hessen-Regals“ sind Lagerlieferungen sowie die Lieferung über Logistiker zu präferieren, bei „Landmarkt“ könnten die Liefergemeinschaften verschiedener Lieferanten ausgebaut sowie eine IT-basierte Crowd Logistik erfolgversprechend eingesetzt werden. Bei der Anlieferung wird empfohlen, die aktuellen Kommunikationswege mit den Lieferanten im Vorfeld der Anlieferung zu überarbeiten, damit Liefermenge und Lieferzeit so früh wie möglich bekannt sind. Ziel sollte es sein, feste Liefertage zu definieren sowie einen gemeinsamen Kalender einzuführen.
Großlieferanten
Auch bei den Großlieferanten sahen die Studierenden eine Möglichkeit im Einsatz von Cross Docking. Mehrwert wären dabei die Reduzierung der Lieferwege bei gleichzeitiger Beibehaltung der Bestellart. Die Kosten würden ebenso reduziert wie der Zeitaufwand sowohl für die Lieferanten als auch für die Märkte. Geringer würden dabei jedoch die Kontaktpunkte zwischen Lieferanten und Markt ausfallen. Bei der vorgeschlagenen Warenbündelung könnte auf REWE-Fahrzeuge, Logistiker oder den Zusammenschluss der Lieferanten selbst zurückgegriffen werden. Die Studierenden empfahlen darüber hinaus eine digitale Schnittstelle für die Kommunikation zwischen Lieferanten und Markt, beispielsweise in Form einer App. Hier könnten Informationen wie Ansprechpartner/-innen im Markt, Lieferantenverzeichnisse und Rechnungen zusammengeführt und später ein direkter Zugriff auf das Warenwirtschaftssystem implementiert werden.
Zum Vorgehen
Die Studierenden werteten für die IST-Analyse Daten zur Lieferbeziehung zwischen lokalen und regionalen Lieferanten des REWE-Marktes in Wiesbaden-Erbenheim unter dem Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit aus: 40 Lieferanten von „Landmarkt“, 50 von „Aus deiner Region“ sowie zehn aus dem System „Gutes aus Hessen-Regal“ mit den Siegeln „Geprüfte Qualität – Hessen“ und „Bio aus Hessen“. Diese Vermarkter liefern aktuell ihre Produkte selbst; jeder Betrieb hat seine eigene Lieferzeit und -entscheidung, wann er das Sortiment im Markt auffüllt. Dementsprechend sollte auch vor Ort im Markt beim Verräumen und Präsentieren der Ware individuell, und den Gegebenheiten der Vermarkter angepasst, vorgegangen werden. Die Studierenden stützten sich auf Dokumente, Umfragen, Marktbesuche sowie Experteninterviews. Zuerst untersuchten sie die logistischen Prozesse und Abläufe im Markt, wie Bestellung und Warenannahme. Schließlich betrachteten sie die Vorgehensweise der regionalen Lieferanten, darunter Auftragseingang, Handling der Bestellung und Warentransport. Berücksichtigen mussten sie die Heterogenität der Betriebe (Umsatzvolumen, Saisonalität, Anzahl der belieferten Märkte), ebenso wie die Altersstruktur der Lieferanten und die wirtschaftlichen Hintergründe (Startups, Familienbetriebe).
Der Markt der neuen Green Building 2.0 Generation der REWE Group zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur ein Supermarkt ist, sondern auch eine Produktionsstätte der angebotenen Ware: Auf der markteigenen Dachfarm wächst Basilikum für die Märkte in der Region Mitte, das als Dünger Ausscheidungen der Fische erhält, die vor Ort gezüchtet und dann verkauft werden. Mit Holz als tragendes Baumaterial ebenso wie mit natürlichem Lichteinfall hat sich der Markt einer nachhaltigen Bauweise verschrieben.