Studie: Mehr als jede und Jeder Dritte wechselt Job in der Corona-Krise
Kündigung aus eigenem Antrieb
56 Prozent finden, der Stellenwert der Arbeit sei während der Corona-Pandemie gegenüber Familie und Freizeit in den Hintergrund geraten.
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Umbruchstimmung bei Beschäftigten in den vergangenen zwei Jahren: 26 Prozent der deutschen Berufstätigen haben während der Pandemie den Arbeitgeber gewechselt, weitere zehn Prozent haben intern im selben Unternehmen eine andere Tätigkeit begonnen. Bei den unter 30-Jährigen hat sogar jede und jeder Zweite gewechselt. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie "Arbeiten 2022" der pronova BKK, für die im September 2022 rund 1.200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt wurden.
Die häufigsten Gründe für den Jobwechsel waren fehlende Aufstiegschancen (24 Prozent), mangelnde Wertschätzung und schlechte Bezahlung (je 23 Prozent). 22 Prozent haben aus Überlastung und Stress die Stelle gewechselt. Insgesamt fühlen sich 84 Prozent im Arbeitsalltag gestresst, bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 94 Prozent. Jeder und jede Fünfte mit neuem Tätigkeitsfeld führt das schlechte Arbeitsklima beim alten Posten als Grund an. Unzufriedenheit mit den Aufgaben, fehlende Weiterbildung, mangelnde Work-Life-Balance und der Wunsch nach Neuanfang, keine Identifikation mit dem Unternehmen, familienunfreundliches Umfeld und Probleme mit Vorgesetzten sind ebenfalls oft genannte Gründe.
"Die Corona-Pandemie war für viele Menschen auch eine Job-Krise. Manche waren schlicht gezwungen, sich umzuorientieren. Für andere, die mit ihrem Job vorher schon unzufrieden waren, hat Corona auch als Beschleuniger für einen beruflichen Wechsel gewirkt. In Krisenzeiten wie diesen rücken unsere elementaren Bedürfnisse wieder mehr in den Fokus. Die Menschen reflektieren sich und ihre berufliche Situation stärker. Das Entstehen neuer flexibler Arbeitsmodelle in Kombination mit den veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen haben bei vielen eine berufliche Veränderung greifbarer und attraktiv gemacht", sagt Psychologin und Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm, Referentin Gesundheitsförderung bei der pronova BKK.
Kündigung aus eigenem Antrieb
29 Prozent der unter 30-Jährigen und 19 Prozent in der Gesamtbevölkerung haben ihren Job in den vergangenen zwei Jahren aus eigenem Antrieb gekündigt. 25 Prozent der Jüngeren und 18 Prozent aller Befragten haben sogar das Berufsfeld gewechselt. 19 bzw. 14 Prozent konnten die Tätigkeit wegen der Pandemie nicht mehr ausüben. 31 Prozent der 18- bis 29-Jährigen haben in den vergangenen zwei Jahren eine Auszeit genommen - in der Gesamtbevölkerung geben das 20 Prozent an.
"Während der Pandemie hat die mentale und physische Gesundheit junger Menschen extrem gelitten. Zukunftsängste dieser Generation haben sich verstärkt, etwa hatten viele von ihnen Angst, dass sich durch die Pandemie der Einstieg in die Berufswelt hürdenreich gestaltet. Offenbar haben junge Menschen teilweise darauf reagiert, indem sie sich eine Auszeit genommen haben", so Psychologin Thamm.
Nicht nur unter 30-Jährige haben sich umorientiert. Auch konnten Familien im Homeoffice mehr Zeit miteinander verbringen. Das lieferte laut Studie einen weiteren Grund, um gerade jetzt über einen Jobwechsel nachzudenken: 56 Prozent sagen, in der Corona-Pandemie sei der Stellenwert der Arbeit im Vergleich zu Familie, Freunden oder Freizeit in den Hintergrund getreten. Für 64 Prozent aller Befragten führt das Arbeiten im Homeoffice zu einer besseren Work-Life-Balance.
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