30 Prozent der Arbeitnehmer wären lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf
Der neue „Workmonitor 2023“ zeigt aktuelle Arbeitsmarkt-Trends auf
Randstad
Seit 20 Jahren erhebt die renommierte Studie des international tätigen Personaldienstleisters Randstad in 34 Märkten weltweit, wie Arbeitnehmer*innen ticken und was sie über wichtige Entwicklungen am Arbeitsmarkt denken. „Auch hinsichtlich der aktuellen Diskussion über kürzere oder flexiblere Arbeitszeiten liefert der neue Randstad ‚Workmonitor‘ interessante Einblicke in die Sichtweisen und Wünsche der österreichischen Arbeitnehmer*innen“, sagt Bjørn Toonen, Managing Director von Randstad Österreich. Bei der Frage „Denken Sie an eine Vollzeitbeschäftigung: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihre Arbeitszeit so zu gestalten, dass sie Ihrem eigenen Lebensentwurf entspricht, was würden Sie wählen?“ sprechen sich rund 42 Prozent der 1.000 befragten Erwerbstätigen für eine „reduzierte Wochenarbeitszeit – z. B. Vier-Tage-Woche“ aus. Diese Option befürworten mit Abstand die meisten Befragten. Nur etwas mehr als ein Viertel (26 %) würde „übliche Bürozeiten (Mo-Fr, 9-17 Uhr)“ beibehalten wollen.
Kürzere Arbeitswoche für mehr Work-Life-Balance
„Unsere Lebensmodelle und Bedürfnisse haben sich stark gewandelt. Vor allem jüngere Menschen – wie z. B. die Generation Z – wünschen sich flexiblere und kürzere Arbeitszeiten, um eine ausgewogenere Work-Life-Balance einhalten zu können“, erklärt Ulla Havas, Chief Operating Officer von Randstad Österreich. Mehr als die Hälfte der Befragten (59 %) würde keine Arbeit annehmen, welche die Work-Life-Balance stören könnte, wobei dieses Gefühl bei den 18- bis 34-Jährigen besonders ausgeprägt ist und bei den über 45-Jährigen deutlich abnimmt. „Angesichts des akuten Arbeitskräftemangels heißt das auch, dass Arbeitgeber mit besonderen Benefits bei Arbeitnehmer*innen und Bewerber*innen punkten können, wie z. B. einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Ein derartiges britisches Pilotprojekt mit rund 3.000 Beschäftigten verlief kürzlich so erfolgreich, dass die allermeisten der mehr als 60 teilnehmenden Unternehmen dieses Konzept beibehalten wollen
“, sagt Havas.
Österreicher*innen wollen früher in Pension
Was den Eintritt in den Ruhestand betrifft, beziehen die Österreicher*innen der Studie zufolge ebenso klar Stellung. Auf die Frage „In welchem Alter würden Sie in einer idealen Welt in Pension gehen?“ gaben vier von zehn Befragten (42 %) an: „Bevor ich 60 werde“ – wobei nur 9 Prozent glauben, dies tatsächlich erreichen zu können. Rund 26 Prozent votierten für „60-64“ und nur rund 9 Prozent für „65-69“ Jahre. „Der Wunsch der Menschen, die Pension viel früher genießen zu können, steht diametral dem Ansinnen von Arbeitsminister Martin Kocher gegenüber, die Österreicher*innen mit Anreizen dazu zu bewegen, nach dem Pensionsantrittsalter weiterzuarbeiten. Auch für seinen Plan, Pensionist*innen zwischen 60 und 65 zurückzuholen und wieder ins Arbeitsleben einzugliedern, werden sich nicht sehr viele erwärmen können, wie die Antworten zeigen
“, kommentiert Toonen. Die Bestrebungen, Menschen länger in Beschäftigung zu halten, werden allerdings noch durch einen gewichtigen Faktor unterstützt: Drei Viertel (74 %) der Befragten führten die „finanzielle Lage“ als Haupthindernis an, den Ruhestand zum gewünschten Zeitpunkt antreten zu können.
Lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf?
Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse, wenn es um die generelle Einstellung zur Arbeit geht. Fast zwei Drittel (62 %) der Erwerbstätigen ordnen Arbeit in ihrem Leben zwar als „wichtig oder sehr wichtig“ ein. Allerdings stimmen auch 3 von 10 Befragten der Aussage „Ich wäre lieber arbeitslos als unglücklich im Beruf“ zu. Ein noch größerer Anteil (45 %) würde kündigen, wenn der Job sie daran hindern würde, ihr Leben zu genießen. Mehr als ein Viertel (26 %) der Befragten hat schon einmal gekündigt, weil sie sich in einem toxischen Arbeitsumfeld befanden. „Diese Einstellungen haben sich während der letzten Pandemiejahre verschärft, wie auch die aufgekommenen Phänomene ‚Great Resignation’ und ‚Quiet Quitting‘ zeigen. Der Wunsch, einer sinnstiftenden, erfüllenden Arbeit nachzugehen und diese mit dem Privatleben in Einklang zu bringen, ist stärker ausgeprägt als zuvor
“, sagt Havas. Drei von zehn heimischen Arbeitnehmer*innen outen sich der Studie zufolge als „Quiet Quitters“ – haben ihren Job also innerlich „still und leise“ gekündigt und machen nur noch Dienst nach Vorschrift, ohne sich darüber hinaus zu engagieren.