Studie: Europäische Unternehmen sehen Start-ups als Innovationsturbo
Firmen in Deutschland zurückhaltender als in anderen Ländern
Sopra Steria SE
Open Innovation, bei der Unternehmen mit Start-ups zusammenarbeiten, um neue Lösungen für ihre geschäftlichen Herausforderungen zu finden, entwickelt sich zur Standardstrategie. Treiber sind die neuen Arbeitsgewohnheiten, die sich während der Pandemie durchgesetzt haben, sowie die weltweite Konjunkturabschwächung. Beides verändert die Geschäftsrealität und damit die Art und Weise, wie Unternehmen Innovationen vorantreiben und neue Geschäftsmodelle identifizieren.
"Unternehmen spüren angesichts der wirtschaftlichen Eintrübung den wachsenden Innovationsdruck. Es reicht nicht mehr, sich nur über Preis und Effizienz abzuheben. Als Folge verändern sie ihre F&E-Strategien in Richtung mehr Start-up-Kooperationen. Die Ziele lauten Risikominimierung, verkürzte Markteinführung und Optimierung der Geschäftsprozesse", sagt Martin Weisath, Head of Sopra Steria Next in Deutschland.
5 zentrale Ergebnisse des Open Innovation Report:
- Open Innovation ist heute ein fester Bestandteil der Strategie europäischer Unternehmen, und dieser Trend verstärkt sich: 50 Prozent der befragten Managerinnen und Manager bestätigen, dass ihr Unternehmen diese Art der Zusammenarbeit während oder nach der Pandemie begonnen hat.
- Open Innovation wird von zwei Dritteln (67 Prozent) der Unternehmen als wichtig oder entscheidend eingestuft. In Italien und den Benelux-Staaten ist man besonders enthusiastisch (80 Prozent).
- 58 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie ihre Ziele einer Start-up-Kooperation erreicht haben und mit ihren Ergebnissen zufrieden sind.
Das Interesse an Open Innovation variiert je nach Branche. Im Luft- und Raumfahrtsektor sind Co-Creation-Ansätze mit Start-ups bei 100 Prozent der befragten Unternehmen in die Strategien integriert, zeigt die Studie. Im Public Sector haben dagegen nur 58 Prozent der befragten Verwaltungen entsprechende Projekte gestartet.
Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit sind die drei wichtigsten Themen, bei denen Unternehmen die Zusammenarbeit mit Start-ups forcieren.
Skepsis in Deutschland gegenüber Start-up-Kooperationen
Unternehmen in Deutschland zeigten sich unerwartet zurückhaltend in Bezug auf Open Innovation; ein Paradoxon, wenn man bedenkt, dass Berlin als europäische Start-up-Hauptstadt gilt.
- 57 Prozent - das ist der niedrigste Wert im Vergleich zu den neun weiteren Ländern -haben bereits mit Start-ups zusammengearbeitet.
- 13,8 Prozent - zweithöchster Wert der Studie - stufen Kooperationen als unwichtig ein.
- 48 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland erreichten ihre Ziele bei Start-up-Kooperationen nur bei der Hälfte der durchgeführten Projekte.
- 59 Prozent wollen in den kommenden 18 Monaten eine Zusammenarbeit in Angriff nehmen, 27 Prozent haben keine Pläne. Zum Vergleich: In Italien wollen 92 Prozent der Unternehmen in weitere Open-Innovation-Vorhaben investieren, nur zwei Prozent nicht.
Dennoch sind in der Tendenz heute mehr Unternehmen in Deutschland offen gegenüber Start-up-Kooperationen als noch vor einigen Jahren. Darauf deuten Zahlen aus der Finanzbranche hin: 2021 hatte beispielsweise jede dritte Bank in Deutschland Kooperationsvorhaben mit FinTechs in der Planungsschublade. Nur 20 Prozent der Versicherer hielten InsurTech-Kooperationen für eine wichtige Strategie. Das ergeben die Studien Branchenkompass Banking 2021 und Branchenkompass Insurance 2021 von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.
In einigen Branchen in Deutschland sind darüber hinaus ein Kulturwandel und eine wachsende Bereitschaft für Open Innovation zu beobachten. Im Public Sector findet beispielsweise gerade eine signifikante Öffnung in Richtung Zusammenarbeit mit Start-ups statt. Das zeigen Initiativen wie der GovTech Campus in Berlin.
"In Deutschland herrscht in der Fläche noch eine andere Innovationskultur als in anderen europäischen Ländern. Unternehmen fällt es schwer, Innovationen nach einem erfolgreichen Pilotprojekt auszurollen und in ihr Kerngeschäft zu integrieren", sagt Martin Weisath von Sopra Steria Next. "Zudem probieren viele Akteure alternative Strategien. Statt gemeinsamer Entwicklungsprojekte fusionieren Unternehmen in Deutschland mit Start-ups, oder sie gründen eigene Schnellboote."
Über die Studie
Für den Open Innovation Report 2023 führte Marktforscher Ipsos im September 2022 für Sopra Steria und INSEAD eine Onlinebefragung durch. Insgesamt wurden 1.648 Start-ups (1.139) und Unternehmen (509) aus zehn europäischen Ländern (Frankreich, Großbritannien, Deutschland (188 Start-ups, 56 Unternehmen), Spanien, Italien, Schweden, Norwegen, Belgien, die Niederlande, Luxemburg) zu Kooperationen zwischen Unternehmen und Start-ups befragt. Es wurden Start-ups mit unterschiedlichem Reifegrad ausgewählt, die nach 2017 gegründet wurden und nicht mehr als 20 Mitarbeitende beschäftigen.
Zudem mussten sich die Start-ups mit dieser Aussage identifizieren: "Ein junges, unabhängiges Unternehmen, das von einem oder mehreren Personen gegründet wurde, um ein einzigartiges Produkt oder eine einzigartige Dienstleistung zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dabei suchen die Gründer hinter dem Start-up nach einem skalierbaren Geschäftsmodell, entwickeln es effektiv und validieren es. Ein Start-up wird mit der Absicht gegründet, über den Unternehmer und das Unternehmerteam hinauszuwachsen."
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