Studierende der DHBW Karlsruhe erproben digitale Lösung für Foodcoops
Feldtest und Zukunftsausblick: Erfahrungen, Herausforderungen und Perspektiven einer praxisnahen Studienarbeit
Foodcoops sind selbstorganisierte (nicht-kommerzielle) Einkaufsgemeinschaften mit dem Ziel mög-lichst regional Lebensmittel aus biologischem Anbau einzukaufen, Verpackungsmüll und Fahrwege zu reduzieren, sowie die Hoheit über das Angebot zurückzugewinnen.
Ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen, sowie Vorbestellung von Frischwaren ermöglichen es, ohne typische Einzelhandelsfunktionalitäten auszukommen, damit Kosten zu sparen und 100% der Lebensmittel zu verteilen.
Foodcoops digitalisieren
Die benötigten Verwaltungsprozesse, die rein ehrenamtlich geleistet werden, sind über Jahrzehnte gewachsen und hoch optimiert, basieren aber bis heute im Wesentlichen auf „Papier und Bleistift“. Ihre Digitalisierung verspricht einen Mehrwert z.B. durch die Möglichkeit online den Bestellprozess der Mitglieder an extern vorgegebene Gebindegrößen anzupassen. Wenn zum Beispiel ein Biobauer nur Gebinde von zehn Salatköpfen einer Sorte liefert, dann ist es kompliziert eine Einigung darüber herzustellen wie viele Gebinde bestellt werden sollen.
Aber auch bei der Abrechnung oder beim Umgang mit zu viel oder zu wenig gelieferten Waren könn-ten auf Basis digitalisierter Prozesse Zeitersparnisse erzielt und Prozesse weniger fehleranfällig gestaltet werden.
Webbasierte Technologie wird zwar von einzelnen Foodcoops bereits eingesetzt, verfügbare Tools zeigen sich aber als zu unflexibel, um die spezifischen Anforderungen einer Foodcoop abzubilden.
Neustart im Rahmen von Studienarbeiten
Da bot es sich an, mit der Hilfe von Studierenden auf der grünen Wiese ganz von vorne zu beginnen. Aus persönlichem Interesse an Nachhaltigkeitsthemen initiierte so Dr. Oliver Rettig, Projektleiter im Robot-and-Human-Motion-Lab (RaHM-Lab) an der DHBW Karlsruhe, bereits im Jahr 2020 das Projekt zur Digitalisierung von Foodcoops. Im Rahmen von mittlerweile fünf Studienarbeiten wurden von bisher zehn Studierenden mit sehr viel Engagement zahlreiche software-technische und organisatorische Aspekte untersucht und sehr viel Code entwickelt. Eine Herausforderung stellte die Einarbeitung der jeweils nachfolgenden Studienarbeitsgruppen in die zunehmend komplexere Codebase dar. In den ersten Anläufen gelang dies gar nicht und bestehender Code musste komplett verworfen werden. Mit zunehmender Erfahrung mit aufeinander aufbauender Studienarbeiten, die insbesondere auch in Projekten des RaHM-Lab gewonnen werden konnten, entwickelte sich ein zunehmend reibungsloserer Workflow. Der lange Atem und die kontinuierliche Arbeit an dem Thema hat sich gelohnt: Mit dem gerade abgeschlossenen Feldtest konnten jetzt erstmals alle digitalisierten Teilprozesse sowie ihr Zusammenspiel durch die Mitglieder einer Foodcoop in unmittelbarer Nähe der DHBW Karlsruhe erprobt werden.
Wie geht es weiter?
Der Feldtest hat gezeigt, dass technisch nicht mehr viel fehlt, um die App in die Praxis zu bringen. Dieser Schritt kann allerdings nur gelingen, wenn sich das Projekt aus dem Rahmen der Studienarbeiten löst und sich zu einem lebendigen Open-Source Projekt mit externer Unterstützung und kontinuier¬licher Weiterentwicklung wandelt. Eine letzte Aufgabe, die im Rahmen einer weiteren Studienarbeit von Studierenden der DHBW im Oktober dieses Jahres in Angriff genommen werden kann. Zwei aus der so erfolgreichen letzten Studienarbeitsgruppe haben bereits signalisiert, dass sie in ihrer Freizeit gerne dabei helfen wollen. Mit Spannung wird erwartet, wie sich die App weiterentwickelt und in Foodcoops eingesetzt werden wird.
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