Weinstein

Weinstein (von mittelhochdeutsch wīnstein; lateinisch Tartarus) ist ein Trivialname für bestimmte Tartrate (Salze der Weinsäure). Weinstein entsteht bei der Lagerung von Wein oder Traubensaft. Beim Auskristallisieren lagert er sich vorwiegend am Boden des Gefäßes (z. B. einer Flasche) oder am Flaschenkorken ab. Es handelt sich um ein Gemisch aus schwerlöslichen Salzen der Weinsäure, im Wesentlichen aus Kaliumhydrogentartrat (früher auch Kaliumhydrotartaricum genannt; Summenformel KC4H5O6, auch KH [C4H4O6]) und Calciumtartrat (Summenformel CaC4H4O6).

Eigenschaften

Weinstein hat für Menschen keine schädlichen Auswirkungen. Er fühlt sich im Mund zuerst wie scharfkantiger Sand an, der sich beim Zerreiben zwischen den Zähnen im Speichel auflöst.

Weinstein und Wein

Wein – vor allem Rotwein – wird unter anderem dekantiert, um Weinstein vom Wein zu trennen.

Das Vorhandensein von Weinstein ist kein Fehler des Weines; es ist lediglich ein Hinweis darauf, dass beim Weinausbau der Wein nicht oder nur unzureichend chemisch (durch Metaweinsäure) oder physikalisch (durch Kälte) stabilisiert wurde.

Als „gekalkter“ oder kalzinierter bzw. „gebrannter“ Weinstein (lateinisch tartarum calcinatum, auch sal tartari) wurde früher wohl kohlensaures Kali bezeichnet. Beim „Brennen“ (wie Conrad Gessner den Vorgang nannte) sintern die Weinkristalle zusammen, bis eine helle, luftige Masse entsteht, wobei der Weinstein sein Kristallwasser verliert und als Rückstand Kaliumcarbonat (K2CO3) zurückbleibt.

Unternehmen zum Wein

Im Bereich von Wein agieren zahlreiche Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen Lösungen für dieses Thema anbieten. Die Firmenliste bietet einen umfassenden Überblick über die Akteure, die im Bereich Wein eine Schlüsselrolle spielen. Von etablierten Branchenführern bis hin zu aufstrebenden Start-ups, jedes Unternehmen trägt auf seine Weise zur Dynamik und Entwicklung von Wein bei.

Unternehmen Herkunft Typ
HiddenTaste
HiddenTaste
München, Deutschland Dienstleister
DrinkForFood
DrinkForFood
Lippstadt, Deutschland Hersteller
VIMIO
Oberkirch, Deutschland Hersteller
Bottle of Love
Bottle of Love
Düsseldorf, Deutschland Hersteller
Kolonne Null
Kolonne Null
Berlin, Deutschland Hersteller
spiritory
spiritory
München, Deutschland Händler
CaptainCork
Potsdam, Deutschland Dienstleister

Weinsteinöl

Von historischem Interesse ist das sogenannte Weinsteinöl (lateinisch Oleum tartari). Hierunter verstand man Produkte, die bei der trockenen Destillation von Weinstein erhalten wurden, und zwar

  • das Destillat, das sogenannte brenzlige Weinsteinöl, in der frühen Neuzeit durch „Brennen“ bzw. „Kalken“ („Calcinieren“, „Glühen“) des Weinsteins hergestellt,
  • als dickflüssige Weinsteinlösung den Rückstand, bestehend aus Kaliumcarbonat und Kohle, der infolge der Hygroskopie des Kaliumcarbonats Wasser aus der Luft anzieht, an der Luft zerfließt und daher zerflossenes Weinsteinöl genannt wurde.

Weinsteinöl fand früher in der Heilkunde zur Behandlung von Hautgeschwüren Verwendung.

Verwendung

Weinstein wurde oder wird verwendet:

  • zur Herstellung von Weinsäure.
  • in Verbindung mit Natriumhydrogencarbonat als Backtriebmittel. Als Backpulver wird im Verhältnis 2 Teile Weinstein mit 1 Teil Natriumhydrogencarbonat sowie 1 Teil Maisstärke (als Trennmittel) gemischt.
  • unter dem Namen Cremor Tartari als in der Neuzeit beliebte Verdauungshilfe. Hergestellt wurde es durch Eindampfen in Wasser gelösten Weinsteins aus Weinfässern und Abschöpfen des „Rahms“ (daher der Name), womit man Weinstein in gereinigter Form gewann.
  • zur Stabilisierung von Eischnee, Erhöhung der Temperaturtoleranz und des Volumens.
  • zur Stabilisierung von Schlagsahne, Erhaltung der Textur und des Volumens.
  • zur Verhinderung der Kristallisation von Zuckersirup.
  • zur Verminderung der Verfärbung von gekochtem Gemüse.
  • in Verbindung mit Kaliumchlorid als Natrium-freier Speisesalzersatz.
  • in der mittelalterlichen Pharmazie und Chirurgie als Arzneimittel bei Onychomadesis (Ausfall aller Nägel), etwa infolge von Nagelpilz.
  • zur Herstellung von Kaliumcarbonat, genannt auch gebrannter Weinstein (lateinisch Tartarus calcinatus), etwa bei Paracelsus.
  • in der Pharmazie als Laxans (z. B. Cremor Tartari und das aus Weinstein hergestellte Seignettesalz). Bis in das 19. Jahrhundert war das Abführungsmittel eine verbreitete Therapieform in der Psychiatrie.
  • unter anderen zum „Versilbern“. Zum Kaschieren der Münzverschlechterung in Fürstengroschen wurden die rohen Schrötlinge vor dem Prägen in Weinstein gesotten und dadurch an der Oberfläche mit Silber angereichert. Der Gegenstand erscheint dadurch silberhaltiger. Eine Probe mit einem Probierstein, bei der Abrieb von der Oberfläche genutzt wird, wird verfälscht. Wird Abrieb einer tiefer liegenden Schicht untersucht, fällt die Täuschung auf. Auch eine Dichtebestimmung zeigt den Schwindel.

Als Lebensmittelzusatzstoff wird Weinstein in der EU unter den E-Nummern E354 (Calciumtartrat) und E336 (Kaliumbitartrat zusammen mit Kaliumtartrat) geführt.

News

In der Welt des Themas Wein gibt es ständig Neues zu entdecken. Aktuelle Entwicklungen und spannende Meldungen bieten tiefe Einblicke und erweitern das Verständnis für dieses dynamische Feld. Von bahnbrechenden Entdeckungen bis hin zu wichtigen Ereignissen – die Entwicklungen für das Thema Wein sind ein Spiegelbild des stetigen Wandels und der Innovation in diesem Bereich.

Bilder

Strukturformel
Strukturformel von Kaliumhydrogentartrat
L-(+)-Kaliumhydrogentartrat
Allgemeines
Name Weinstein
Andere Namen
  • (+)-(R,R)-Weinsäuremonokaliumsalz
  • L-(+)-Weinsäuremonokaliumsalz
  • Kaliumhydrogentartrat
  • Kaliumbitartrat
  • Tartarus
  • KOOC-CHOH-CHOH-COOH
  • POTASSIUM BITARTRATE (INCI)
Summenformel C4H5KO6
Kurzbeschreibung

farblose Kristalle

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 868-14-4
EG-Nummer 212-769-1
ECHA-InfoCard 100.011.609
PubChem 23666342
ChemSpider 2006431
DrugBank DB11107
Wikidata Q18745
Eigenschaften
Molare Masse 188,18 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,95 g·cm−3

Schmelzpunkt

> 250 °C

Löslichkeit
  • schwerlöslich in kaltem Wasser (0,38 g·l−1 bei 11 °C)
  • mäßig löslich in heißem Wasser (5,85 g·l−1 bei 100 °C)
  • nahezu unlöslich in Ethanol
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.